Positiv ins neue Jahr

Tagebuch 2022

Freitag, 7. Januar,

Sonnenschein, 63,8 kg, Quarantäne

Positiv ins Jahr 2022

Yes, positiv. Seit ich denken kann war dieses Wort niemals so negativ behaftet wie heute. Wer positiv ist, ist raus. Uns selbst, wenn du selber nicht positiv bis, dann bist du raus, wenn in deiner Nähe jemand positiv ist. Weil du dann vielleicht irgendwann auch positiv sein könntest und deswegen bleibst du höchst vorsorglich auch schon mal daheim. Während man sich noch vor 2 Jahren mit niemand lieber umgeben hat, als mit positiven Menschen ist des heute ein Grauen! Weil heute positiv die Vorstufen von tot ist. Zumindest sag der „Klablauter Tscharli“ des.

 

Positiv zerlegt

Ich bin nicht tot. Ich fühle mich nicht mal tot. Ich fühle mich maximal etwas – wie soll ich sagen – matt. Müde. Oder nein. Zerschlagen. Ja, ich fühle mich zerschlagen. Von all dem positiven. Und damit meine ich lediglich die positiv getesteten Menschen. Um mich, in meinem Bekanntenkreis und die in der Statistik. Es sind viele. Ich auch. Aber eigentlich geht’s mir gut. Also ich meine gesundheitlich. Ja gut. Mir fehlt die Bewegung. Ich hab Kopfweh und ich bin müde. Ich bin ständig müde. So ganz neu ist dieses Gefühl allerdings auch nicht. Wenn ich zurück blicke bin ich seit 23 Monaten müde. Genaugenommen seit ich damals Ende Februar 2020 aus Köln nach Hause gekommen bin. Seitdem bin ich müde und habe mich gar nicht mehr davon erholt. Es hat mich einfach zerlegt.

 

Damokles Schwert

Ich hab jetzt 14 Tage Hausarrest, viel Zeit zum Aufräumen, Putzen, Schreiben und Kochen. Eigentlich ganz cool. Aufräumen und Putzen würde ich sonst ewig vor mir herschieben. Schreiben käme viel zu kurz und Kochen würde ich müssen. Das alles ist es nicht, was mir das Leben schwer macht. Es ist die Situation – weil auch die Kinder dürfen nicht in die Schule – schon wieder nicht. Ich darf nicht arbeiten gehen – schon wieder nicht. Ich kann nicht mal selbst für einen vollen Kühlschrank sorgen – schon wieder nicht. Diese Situation hängt wie ein Damokles Schwert über mir. Und macht mir Kopfschmerzen. Und Rückschmerzen. Und macht ich müde.

 

Positives Homeschooling

Ich komme an meine Grenzen. Nicht nur in Englisch, Deutsch und Mathe – nicht, weil ich es nicht kann – sondern weil ich niemals, nicht eine Sekunde in meinem Leben darüber nachgedacht habe, Lehrerin zu werden. War nie meine Idee. Als erstes schon, weil ich diesem System, welches wir Schule nennen nichts und zwar überhaupt nichts abgewinnen kann. Weil ich finde, dass es völlig veraltet, überholt und restlos verwahrlost ist. Und dann, weil ich einfach keine gute Lehrerin bin – nicht für Kinder. Ich kann das nicht. Ich kann mit Erwachsenen, ich kann sogar mit Jugendlichen. Zumindest dann, wenn ich ihnen Reiten beibringen kann. Aber ich kann nicht Englisch, Deutsch oder Mathe unterrichten. Ehrlich gesagt, kann ich nicht mal Heimat-Sachunterricht unterrichten. Ich kann das alles, aber nicht unterrichten. Meine Kinder? Müssen es ertragen und haben das große Glück, die beste Tante und die tollste Oma zu haben. Die können das. Und die machen das auch. Des ist des einzig positive an unserem aufgesetzten Homeschooling.

 

Positiv Happy

Ja, ich lache. Jeden Tag. Einfach weil all das hier so dermaßen skurril ist, dass ich gar nicht weiß, was ich sonst tun sollte. Und im vergleich zu dem Rest, ist es auch ziemlich schnell vorbei. Was sind schon 14 Tage – die Wiesn dauert 16 Tage und ist immer viel zu schnell vorbei. Und vielleicht trage ich auch die leise Hoffnung in mir, dass wenn wir jetzt alle – und ich meine leider alle, also auch dich – 14 Tage zu Hause sitzen, wir dann endlich wieder erleben dürfen, wie schnell 16 Tage Wiesn vorbei gehen. Versteht mich nicht falsch: ich finde es freaky, wie wir uns jetzt grade über den September Gedanken machen – aber hoffen darf man ja.

 

Zahlen und Fakten

Die negativste Zahl ist die, die mir meine Wage grade zeigt. Nein! Es überrascht mich nicht. Nein! Ich bin auch nicht verwundert. Nein! Es ist mir nicht egal. Aber ich hab jetzt viel Zeit mich drum zu kümmern. Ansonsten gibt’s noch einige Zahlen und Fakten die meine Geschichte noch ein wenig skurriler machen als sie eh schon ist. Angefangen von der Anzahl der Tage, die als Fehltage gerechnet werden. Endend bei dem Fakt, dass das, was mir passiert ist, gar nicht passieren kann. Weil ich bin jetzt 5G in Personalunion. Aber lassen wir des.

 

Mein DIN A4 Ordner

Während ich diese Zeilen hier schreibe, kommunizieren unsere Landesfürsten grade die neuen Regelungen. Quarantäne-Verkürzungen, 2G+ und sonstige irre Verordnungen, die ihnen noch so einfallen. Nicht dabei: Tests für alle. Warum nicht? Weil die, glaube ich, eh nichts bringen, zumindest nicht mit Omikron oder so. Nun egal, ich will da gar nicht drüber reden – aber ich möchte Euch zum Abschluss noch folgendes Bild mit in den Abend geben:

Stellt Euch vor, meine Quarantäne ist zu Ende und irgendwo gibt es noch einen Wirt, der überlebt hat und der immer noch offen hat und bei dem ich ein frisch gezapftes Bier vom Holzfass trinken darf. Ich stehe also vor der Tür, warte auf Einlass und drauf, dass meine „Zugangsberechtigungsunterlagen“ überprüft werden. Ich werde dort stehen. Mit einem breiten DIN A4 Ordner in pink. Darin wird es ein Register geben. Bestehend aus 5 Fächern – jedes einzelne mit einem G gekennzeichnet:

1 G – 1. Impfung

2 G – 2. Impfung

3 G – Genesen mit Delta

4 G – Geboostert

5 G – Genesen mit Omikron

 

Lieber Tscharli, lieber Maggus, sollte einer von euch Luftpumpen auf die Idee kommen, dass ich für irgendeinen Besuch, irgendwo, irgendwann jemals wieder einen Test brauche, dann werde ich ihn machen – weil ich möchte, dass unsere Gastro überlebt – aber Ende, wenn des alles vorbei ist: Dann scheiße ich Euch so zu mit dem Mist. Dann schreddere ich alles, und dann schicke ich Euch ein Paket mit ganz vielen einzelnen Streifen. Und dann nehmt ihr es nicht und dann schicke ich es wieder und wieder. Und irgendwann nehmt ihr das Paket an. Und dann gehört ihr mir und dann sitzt ihr da und werdet eures Lebens nicht mehr froh, weil ihr alles zusammenkleben müsst, weil ihr vorher nichts mehr zu Essen und zu Trinken bekommt. Weil ihr nichts mehr einkaufen dürft. Weil ihr niemanden mehr treffen dürft – und wenn ihr dann endlich fertig seid – dann ist Euer Impfzertifikat abgelaufen…

(Wer jetzt nicht den Singsang von Generaldirektor Haffeloher im Ohr hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen – Danke Helmut Dietl – und danke Mario Adorf)

 

Häschtag: positiv vibes only – ich mach des doch nicht zum Spaß – und damit ist nicht zu spaßen!

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