Der Wiesenmaßkrug 2019

noch 22 Tage – und der Rest von Heute!

Tagebuch 2019 – der Countdown zur Wiesn.

Heute: Was dem einen sein Kaffeebecher ist dem anderen sein Keferloher. Ein Sammlerstück feiert Premiere…

 

Über Müll und die unmengen davon

Die Welt ist dem Umweltschutz verfallen. Also nicht die ganze Welt. Aber Deutschland. Deutschland vor allem. Irgendwie sind wir ja auch der Nabel der Welt. Zumindest muss man das glauben, wenn man den Medien und den Horrornachrichten Aufmerksamkeit schenkt. „Wenn wir in Deutschland nicht ab sofort auf Ohrenstäbchen verzichten, dann wird die Welt in Plastik ersticken!“ Is klar! In Italien und Österreich sind Plastikflaschen und Dosen noch immer Pfandfrei in Hülle und Fülle zu bekommen. Mc Donalds zahlt immer noch keine Müllgebühr. Und Latte Macchiato ist nirgendwo ohne Strohhalm zu bekommen – aber Ohrenstäbchen sind das Böse in Reinkultur. Dieselfahrzeuge müssen umgehend gegen Batterie-Autos getauscht werden. Und Greta segelt immer noch. Oder nicht. Oder wie auch immer.

 

Der ganz normale Müll von einer Woche Familienhaushalt…

 

Wir produzieren in jedem Fall viel zu viel Müll. Gar keine Frage. Allein der tägliche Lebensmittelbedarf ist in unfassbare Mengen Plastik gehüllt. Dazu rechnen wir noch die Körperpflegeprodukte und das ein oder andere „Online-Paket“ und schon ist die Mülltonne wieder voll. Im Landkreis München sind dann drei Tonnen voll. Papier, Restmüll und Plastik. Das ist nicht zu fassen! Aus Spaß an der Freude habe ich in der vergangenen Woche den ganz normalen „Wochenmüll“ mal explizit gesammelt. Es ist wirklich unglaublich was da zam kommt. Und das ganz ohne Mäces, Pizza-Dienst oder Cappo-Togo. Und wenn man in einem ganz normalen 4 Personen Haushalt mal drauf achtet, wo man Müll sparen kann, dann ist des gar nicht so einfach: Haarshampoo, Seife, Waschmittel, Lebensmittel – alles ist eingepackt. Teilweise doppelt und dreifach. Vom Obst in der eigentlich schützenden Schale bis hin zu den Waschmaschinen Tabs. Die in flüssiger Form in auflösenden irgendwas verpackt sind. Ist des wirklich nötig? Ja klar, natürlich. Man kann nicht alles in losen Gebinden verkaufen. Aber muss ich wirklich flüssig Waschmittel in Portionsgrößen verpacken? Ernsthaft? Das sollte doch selbst der Kariere-Geilsten-Nicht-Mami möglich sein, dass sie eine „Verschlusskappe“ abmisst und sie in die Waschmaschine gibt?! Oder auch die bereits geschälten, gekochten Eier in der Plastikpackung. Ernsthaft?

 

Latte Macchiato und der Strohhalm

 

Ein weiteres Phänomen ist für mich der Latte Macchiato – Strohhalm – Syndrom. Ich muss ehrlich gestehen: ich war damals total stolz, als ich endlich aus einem Glas trinken konnte und meine Mama mir keine Schnabeltasse mehr hinstellen musste. Als ich nicht mehr „höchst vorsorglich“ einen Strohhalm in mein Glas bekommen habe. Als meine Kinder groß genug waren, dass sie keinen Strohhalm mehr gebraucht haben, habe ich mich auch richtig gefreut. Und dann, gehst du als erwachsene, gesunde Frau in ein Café, bestellst dir ein koffeinhaltiges Heißgetränk und bekommst einen Strohhalm. Warum? Schau ich so aus, als könnt ich nicht aus dem Glas trinken? Auf diese Frage habe ich mal als Antwort bekommen: „Na, des liegt daran, dass ja so viel Schaum auf dem Latte ist, da brauchts so lang, bis man an den Kaffee kommt ohne Strohhalm.“ Ah ja. Bin ich ja froh, dass des beim Bier noch niemand aufgefallen ist…

Trinken wir Bier jetzt auch mit Strohhalm, wegen dem Schaum?

 

Womit wir auch endlich – nach dem ganzen einleitenden BlaBla – beim heutigen Thema sind. Bier. Gibt’s ja Gott sei dank nur in den seltensten Fällen im Plastikbecher. Und auch Togo schmeckt Bier eigentlich gar nicht. Da fehlt die herrliche Gemütlichkeit. Wenn gleich ein Bier aus der Flasche durchaus seine Reize hat. Aber Hand auf´s Herz! Am besten Schmeck Bier in dem für das Bier richtige Glas. Ein Weißbier aus dem Weißbierglas. Ein Kölsch aus dem Stängchen. Ein Pils aus der Tulpe (wenn einem des überhaupt schmeckt, da kann ich nicht mitreden). Und a Hoibe aus dem Willy-Becher. Eine Maß aus dem Maßkrug. STOP! An dieser Stelle liebe Leser möchte ich Euch gerne auf ein Experiment einladen: eine frische Maß aus einem Maßkrug unter einer Kastanie in einem herrlichen Münchner Biergarten mit lieben Freunden ist was Besonderes. Aber habt ihr das schon mal aus einem Keferloher getrunken? Am besten aus eurem eigenen? So einem hübschen Sammlerstück?

Was ist eigentlich ein Keferloher und wo kommt der her und warum gibt’s heute Maßkrüge?

Keferloh ist ein Ortsteil von Grasbrunn im Osten unserer schönen Landeshauptstadt. Wenn gleich Keferloh zwar nicht für Bier bekannt ist, so ist der kleine Münchner Vorort trotzdem Namensgeber für die Steinkrüge, die noch heute produziert werden. Der Grund dafür: weit bevor das Münchner Oktoberfest sich fest etablierte feierte man in Keferloh jährlich ein großes Marktfest. Der Keferloher Montag war weit über die Grenzen von München hinaus bekannt. Nicht zuletzt, weil Keferloh direkt an der historischen Salzstraße von Salzburg nach Augsburg lag, trafen sich hier viel Handelsleute, Kaufmänner, Viechdantler und natürlich auch Bierliebhaber. Am ersten Montag nach Agedius – also nach dem 1. September fand der riesige Markt statt. Vieh, Lebensmittel, Ton- und Steinzeug – in Keferloh wurde alles gehandelt und nach einem erfolgreichen Geschäft ging man gemeinsam zum Brotzeit machen und anstoßen ins Bierzelt. Viele, viele hunderte Jahre später löste das Pferderennen vor den Toren der Stadt München den Keferloher Montag ab. Eines blieb allerdings: die Tonkrüge, aus denen die Gäste ihr Bier genossen. Als die Verwaltung des Königreichs Bayern 1809 ein einheitliches Hohlmaß für Bier einführte, war es an der Zeit, ein einheitliches Trinkgefäß zu haben. Da in Bayern kaum Ton vorkam, dauerte es bis zur Verbreitung der Eisenbahn, bis Tonzeug aus dem Westerwald Wagonweise nach Bayern transportiert werden konnte. Der erste war der Pschorr Schorsch, der die Tonkrüge „Keferloher“ nannte – und lang hat es nicht gedauert, bis ganz Bierzeltbayern diesen Namen übernommen hat.

Die schönsten Motive

Die Tonkrüge wurden innen mit einer Salzglasur versehen, damit sie „dicht“ sind. Außen hingegen sogen sie sich mit Wasser voll und dieses kühlte bei verdampfen dann das Bier. Heute sind die Steinkrüge im gesamten mit Lasur überzogen. Trotzdem ist es der kühlende Effekt, der diese „Bier-Glaser“ besonders macht. Weil das Bier im Steinkrug viel länger kalt bleibt.

Die Maßkrüge und andere Biergläser aus Glas haben sich aus hygienischen Gründen irgendwann durchgesetzt. Weil man Glas besser, schneller und heißer reinigen kann. Auch sind sie in der Herstellung nicht so teuer. Aber wie bei so vielem: leidet die Qualität schon ein bisschen darunter.

 

Sammlerstücke zur Wiesn – die schönsten Keferloher

Seit 1978 gibt es jedes Jahr zum Oktoberfest einen Souvenir-Keferloher. Als Sammlerstück. Und auch sonst kann man in München an vielen Stellen alte, neue und kunstvollverzierte Keferloher erwerben. In den meisten Biergärten darf man sich übrigens seinen mitgebrachten Keferloher einschenken lassen – so wie mit der Coffee – To – Go Tasse bei Starbucks.

Foto (c) Romana Bauer Okoberfest.de

Heute wurde der diesjährige Oktoberfestkrug vorgestellt. Im Armbrustschützen-Zelt auf der Wiesn. Der offizielle Oktoberfest-Maßkrug wird traditionell von der Stadt München präsentiert und ist ein echtes Sammlerstück. Es gibt 70.000 Stück dieses Jahr. Wie immer ist es ein Keferloher, den man mit oder ohne Zinndeckel kaufen kann. Auch eine Tradition: es findet sich immer das Design des offiziellen Wiesenplakates auf dem Krug wieder. Dieses Jahr ist es ein pink-blaues Wimmel-Bild mit sämtlich erdenklichen Wiesnsymbolen. Brezen, Weißwürscht, Herzal und Riesenrad. Und mit einem Waldi. Weil der Dackel zu München gehört wie die Bavaria zur Wiesn.

Und die beobachtet täglich den Aufbau des wunderbarsten Volksfests der Welt – nur noch 22 Tage und den Rest von Heute und dann geht’s endlich los. Mei.. a bissi Fieber hob i jetzt scho…

 

Notiz: mir fehlt noch der von 1985 – aus dem Stoakriagl schmeckts vui besser – i hob no a kloans Kriagal

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