Kopfrechnen in der Sauna

noch 42 Tage – und der Rest von Heute!

 

Volksfest-Tagebuch Dachau 2019 – der Countdown zur Wiesn.

Heute: Freitag, der Volksfestvorabend mit Ois Easy und viel Hitze

 

Normalerweise beginnt ein Volksfest Standesgemäß am Samstagmittag mit dem Anzapfen des ersten Bierfasses. Vorher gibt’s kein Bier. Das ist in Dachau auch so. Eigentlich. Mit dem kleinen Unterschied, dass es sehr wohl vorher schon Bier gibt. Am Abend vorher. Auf dem sogenannten Volksfestabend. Am Freitag. Bevor das Volksfest seine Tore öffnet. Da hat noch alles zu. Außer dem großen Zelt. Da laufen die Öfen schon auf Hochtouren. Der Hendlgrill ist angeheizt und das Bier fließt in Strömen. Musikalisch gehört der Volksfestabend am Freitag schon seit Jahren „DEN“ Dachauer Bands. Früher war es die „Blechblos´n“ heute spielt Ois Easy auf. Und zwar richtig. Aber von Anfang:

Freitagnachmittag.

Es ist ein herrlich-warmer Hochsommertag. Die Sonne brennt vom Himmel und im großen Zelt in Dachau trudelt bis 16 Uhr die Mannschaft ein. Also Bedienungen, Kellner, Küche, Zeichenzähler, Schankkellner, Security und alle die sonst noch beteiligt sind. Alle die, die ihren Sommerurlaub lieber verarbeiten, als an die Adria zu fahren. Weil´s da eh zu voll ist. Alle die, die nicht an den See oder in Biergarten fahren, um das Leben und den Sommer zu genießen. Lauter „wahnsinnige“ also. Nach kurzer Zeit, herrscht mehr oder weniger hektisches Treiben im Zelt. Bis alles hergerichtet ist. Bis alle des haben was sie brauchen. Im Fall der Bedienung: Bierzeichen und Geld auf dem Schlüssel. Das müssen alle Bedienungen vorher im Büro kaufen. Damit sie dann in der Kasse buchen können oder an der Schänke Bier bekommen. Die Tische werden nummeriert. Die Schlitten werden bereitgestellt und dann kommen auch schon die ersten Gäste. An dieser Stelle sei kurz erwähnt: an diesem Abend braucht es Eintrittskarten für das Bierzelt. Das ist ja normal nicht der Fall. Deswegen aber, ist das Zelt auch nur an zwei Eingängen offen. Damit kontrolliert werden kann. Logisch.

Das Zelt füllt sich ziemlich zügig. Alle haben Durscht. Allen ist warm. Alle haben Hunger. Dann mal los. Hier 5 Hendl, da 7 Schweinebraten, dort 4 Rollbraten. Haxe. Salat. Rinderbraten. Gulasch. Kässpätzle. Brotzeitbrett. Ente. Käseteller. Breze. – Sollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ganz sicher gewesen sein, wo ich mich befinde: jetzt weiß ich wieder ich bin in Dachau. Alle haben Hunger. ALLE. Nicht nur in meinem Service. Überall im Zelt. Die Speisekarte wird einmal rauf und einmal runter bestellt und gegessen. Die sind alle wahnsinnig.

Im Zelt hat´s 50 Grad – das ist besser als jede Textilsauna

Weil ja, wie oben schon geschrieben, das Zelt nur an zwei Ecken auf ist, hat es in kürzester Zeit gefühlte 50 Grad in dem Zelt. Es ist eine Sauna. Es ist abartig heiß in dem Laden. Die Luft bewegt sich gar nicht mehr. Ich mich dafür um so mehr. Tisch 1 bis 14. Hin, her, num, dum. Mein Schlitte ist immer voll. Mit mindestens 6 Essen.

Und dann kommt der Wahnsinn: jeder Tisch musste 2 Biermarken und 1 Hendlmarke pro Person kaufen. Die wollen die Gäste jetzt einlösen. Völlig klar. Beim Bier kein Problem. Biermarke und 53 Cent Bedienungsgeld. Läuft.

Hendlmarke meets Bierzeichen

Beim Essen ist das anders. Da können die ihre Hendlmarke auch für alles andere einlösen und dann den Differenzbetrag Barzahlen. Soweit so gut. Jetzt aber folgendes. Unsere Hendlmarken haben einen Wert von 7,79 Euro. Bei einem Hendl müssen die Gäste 71 Cent drauflegen. Bei allen anderen Gerichten mal mehr mal weniger. Natürlich ist des Team Paula bestens vorbereitet und hat einen Spickzettel, auf dem für jedes Essen der „Zuzahlbetrag“ steht.

In der Theorie also ganz einfach. Dann kommt die Praxis:

Er und sie haben Rollbraten und Ente bestellt. Und eine Breze. Ich bring alles zum Tisch. Er sagt sie zahlt. Sie sitzt am anderen Ende vom Tisch. Die Musik spielt auch schon. Es ist laut im Zelt. Ich frage ob sie Hendlmarken hat. Sie schüttelt den Kopf. (und das kann durchaus sein. Die Marken können ja während des ganzen Fests eingelöst werden. Also nimmt sie die morgen her, oder schenkt sie ihrem Sohn, oder was weiß ich) Ich rechne also die drei Teile zusammen: 11,90 + 16,90 + 4,50 schrei ihr rüber, dass ich 33,30 bekomme. Bitte. Wedelt sie mir mit ihren Hendlmarken entgegen. Gut. Das ganz nochmal von vorne: 4,11 + 9,11 + 4,50 und rufe ihr zu, dass ich dann bitte 17,72 Euro bekomme. Versteht sie natürlich nicht. Schrei ich es nochmal. Der ganze Tisch lacht schon. Klar. In Welchem Bierzelt bitte zahlst du 17,72 Euro. Also so krumme Beträge. Der vorne rechts: „Ah geh, echt? Des ist doch a Schmarrn. Wirklich? Solche Beträge habt ihr?“  Irgendwer an dem Tisch sagt ihr dann was ich bekomme und dann sagt sie: „gut, hier schon mal ein Biermarke, was kriegst dann noch?“ Ernsthaft?? Wirklich? Ich habe noch drei Essen auf dem Schlitten, die werden kalt! Gut, dann also: 17,72 – 5,57 ist – und ich merke, dass ich langsam echt genervt bin – ungefähr 12,15 Euro. „ah geh, des ist ja lustig. Des hab ich ja noch nie gehört. Also Cent-Beträge im Bierzelt. Wer hat sich denn des einfallen lassen?“ Jetzt reichts: Gruzifix, dua des Scheiß Geld her und lass mir mei Ruh, die anderen haben auch Hunger und ich bin doch nicht deine Alleinunterhalterin. DENKE ich mir natürlich nur. Sage aber: „Ja, mei!“

Zu mehr reichts grad nicht. Sie gibt mir dann 15 Euro und ich sage höflich danke und renn zum nächsten Tisch.

Und da geht des von vorne los. Hendl und Breze mit Hendlmarke: 5,21 Euro. Der Tisch lacht und fragt… na ihr wisst schon.

Ich kann ganz gut Kopfrechnen. Ich bin seit Anfang des Jahres auch wieder voll frisch im kleinen Einmaleins, weil meine Tochter des grade in der Schule lernt. ABER ich muss gestehen: an diesem Freitag war ich irgendwann echt nicht mehr in der Lage fünf und fünf zusammenzuzählen. Hier 1 Cent, da 3 Cent. Dort 11 Cent. Dazu die Hitze, die Schlepperei. Wir waren alle, Gäste und Personal, klitsch nass. Nass. Nicht nur bisschen. Sondern richtig. Des war alles Wahnsinn.

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht

Irgendwann steh ich an der Küche an und eine Kollegin sagt: sie rundet nur. Das ist ihr zu viel. Sag ich: ah ja, probiere ich auch. Geh zum Tisch: Hendl und Breze und Hendlmarke. Sag ich 5 Euro und 20 Cent und dann, liebe Leser, und dann kommt Dachau live: sitzt diese Trulla da und sagt zu mir: „Du Mädel, jetzt hast dich aber um 1 Cent selber beschissen. Weil schau, die Hendlmarke ist nur 7,79 Euro wert. Mei, wer so schlecht Kopfrechnet, dem gehörts nicht anders“ und legt mir einen 5 Euro-Schein und 20 Cent hin. Alles klar. Sehr gerne.

 

Ich freu mich aufs Duschen. Es war so abartig warm. So abartig. Aber vorher:

Ois Easy und 4.000 Dachauer stimmen sich auf das Volksfest ein

Dachau, du bist Wahnsinn. Wie kann man so feiern. Bei der Hitze. Mega!

Jetzt hör ich es endlich. Die ersten Takte von „Purple Rain“ das Lied was die beste Dachauer Band immer dann spielt, wenn es vorbei ist. Aus der Konserve. Wenn die Gäste wieder von den Bänken runterkrabbeln. Ois Easy hat alles gegeben. Die Hütte hat gebrannt und getobt und gefeiert. Jungs, ihr wart wie immer einfach nur (mit Verlaub) mega-geil.

Einzig und das ist keinerlei Kritik, sondern eine Anregung: ihr seid so viel mehr als die anderen Bands, ihr habt es nicht nötig, das „gleiche“ letzte Lied zu spielen wie alle anderen. Weil! ihr seid nicht ALLE. Auch wenn der durchschnittliche „Bedienungskörper“ bei Angel alle Anspannung verliert, auch wenn der Gast selbst mit 3,8 Promille bei dem Lied checkt, dass es jetzt aus ist. Ihr könnte das auch anders klar machen.

Wir testen das dann auf der Wiesn in 42 Tagen, weil von heute ist kein Rest mehr übrig.

 

Notiz: am See kanns jeder – wir kennen uns von letztem Jahr und den 6 davor – in Dachau gibt’s endlich wieder was zu Essen

Folgen:

1 Kommentar

  1. Sabine
    13. August 2019 / 17:23

    Super geschrieben Paula ! Halt durch !

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