Paulas Tagebuch
Noch 16 und der Rest von heute
Jede Frau ist schön, aber am schönsten ist sie im Dirndl.
Dirndl und Lederhosn gehört zu Bayern, wie der Schaum aufs Bier. Zumindest ist das die landläufige Meinung außerhalb des Freistaats. Aber warum eigentlich? Wo kommt des her? Und was genau ist denn noch Tracht und was ist Kasperlgwand? Und warum haben wir überhaupt eine Tracht? Ich hab mich mal auf die Suche gemacht – nach dem echten Dirndl, der richtigen Tracht und dem Grund dafür.
Und tatsächlich muss man gar nicht so weit zurück gehen in der Geschichte. Bloß bis zu dem Zeitpunkt, wo Bayern entsteht. Also ins Jahr 1806, da wurde das Königreich Bayern gegründet. Franken, Schwaben, Pfälzer und Bayern wurden auf dem Papier vereint – verbunden hat sie zu dieser Zeit wenig! Deswegen haben die Wittelsbacher, welche in Bayern regiert haben, versucht, dem neu entstandenen Volk eine Identität zu geben. Tatsächlich wars die Hochzeit, die von Ludwig I. und seiner Therese, bei dem der König Maximilian I. Joseph Kinder in unterschiedlichen Trachten aufmarschieren ließ. Dem Brautpaar gefiel das ganz gut. Später bei ihrer Silberhochzeit gab es den ersten Trachtenumzug in München.
Damit sind wir in der Realität angekommen: bayerische Tracht ist grade mal 200 Jahre alt. Und eigentlich ist sie nicht weiter, als eine geniale Marketing Strategie des bayerischen Königshauses. Durch Kleidung das „Wir-Gefühl“ stärken. Mehr wars eigentlich nicht. Auch die landläufige Meinung, es handle sich bei unserer Tracht um Arbeitskleidung ist nicht ganz richtig. Stellt Euch mal vor, ihr müsstet in der Lederhosn 3 Tage bei Regen auf dem Feld arbeiten… Die wird ja nie mehr trocken. Vielmehr ist die damalige Mode einer bestimmten Schicht Grundlage der Tracht geworden. Und diese Tracht hat sich über die Jahre verändert, wurde vor allem instrumentalisiert und hat ohne Frage den ein oder anderen Hype hinter sich.
Das erste Trachtengeschäft in München eröffneten übrigens zwei Bielefelder. Ja, zugegeben, mir gefällt der Gedanke auch nicht, aber es nun mal so. Moritz und Julius Wallach hießen die zwei, die den Städterinnen schöne Sommerkleider für den Urlaub am Tegernsee nähten. In Anlehnung an die Kleidung der Hofdamen. Und so entstand unser Dirndl. Die Lederhosn galt als Jägergwand. Und die Jagd war dem Adel vorbehalten. Deswegen gehört natürlich auch die Lederhose zum kostspieligen Kleidungsstück des Adels. Bis heute ist eine echte Lederhosn ein wirklich teures Kleidungsstück.
In den 50er und 60er Jahren boomte das Trachtengeschäft in Bayern. Aus dieser Zeit stammen heute noch einige Trachtenmanufakturen und auch Trachtengeschäfte. Man trug in ländlichen Gegenden Tracht zur Hochzeit und zur Taufe, zum Dorffest und zum Kirchgang. In der Stadt war des eher weniger der Fall. Und das hat sich sehr lange so durchgezogen. Bis in die 90er Jahre ging man nicht in Dirndl und Lederhosn auf die Wiesn. Und wenn ein paar Mädels im Dirndl zu sehen waren, dann waren des die Fräulein aus dem Oberland. Die Jungbäuerinnen. Die Trachtler. Aber die Münchner hatten kein Dirndlgwand auf der Wiesn an.
Heute geht man im Dirndl auf die Wiesn. Des gehört dazu. Allerdings leider auch für die, die nicht aus Bayern kommen, schließlich kann man Dirndl – oder zumindest heißen diese Fetzen so – überall online bestellen. Da kommen die verrücktesten Gewänder um die Ecke. Mit unserer Tracht und unseren Vorstellungen von Dirndl hat das allerdings meistens nichts mehr zu tun. Entweder weil der Rock so kurz ist, dass man gerne einen Meter Stoff sponsoren würde, oder das Mieder so tief geschnitten ist, dass man ständig Angst haben muss, dass die Brüste rausfallen oder weil es einfach nur aus billigster Faschingsseide zusammen getackert ist. Das alles jedenfalls hat nichts mit Tracht zu tun.
Geschmäcker sind verschieden.
Jeder Trachtenverein hat eine eigene Vorstellung wie ein Dirndl oder besser wie die Tracht auszusehen hat. Das Mieder, die Schürze, geschnürt oder gebunden. Der Rock einlagig, oder doppelt. Schwarz, weiß, mit Blumen und Hut oder mit Tuch über der Schulter. Da wird unterschieden zwischen Jungfrau und Ehefrau. Zwischen Hochzeiterin und Witwe. Aber egal welches Gwand: alle haben sie irgendwie Stil und schauen immer fesch aus.
So ist es auch mit den Dirndl, die in den letzten Jahren auf dem Markt zu finden waren und sind: ob mit Glitzer und Seide oder Baumwolle und Holzknopf – die meisten Dirndl sehen einfach fesch aus. Und die Damen in den Trachtengeschäften können auch richtig toll beraten. Das ist bei einem Dirndl tatsächlich wichtig. Da kommt es auf so viele Details an. Neben dem, dass es sitzen muss, sollte die Bluse passen, die Schürze nicht zu kurz sein, das Mieder nicht zwicken und die Brust ausreichend Platz haben, schön in Szene gesetzt zu werden…
Also für den Fall, dass ihr mit einem neuen Trachtengwand liebäugelt – jetzt hättet ihr genügend Zeit, euch drum zu kümmern. Jetzt kann alles in Ruhe nach Euren Wünschen angepasst werden und jetzt könnt ihr in das Trachtengeschäft Eurer Wahl gehen und Euch beraten lassen. Und ihr werdet sehen, ein Dirndl das richtig gut passt und in dem man sich wohlfühlt macht jedes Mal spaß, wenn ihr es tragt!