Der Berg ruft

Noch 52 Tage und der Rest von heute

Warts ihr schon mal im Bauerntheater? Habt´s ihr Euch mal so eine Komödie angeschaut, die in den 60er Jahren spielt. So was wie „Glück auf der Alm“ oder „St. Pauli in St. Peter“. Oder seid ihr beim Durchzappen daheim schon mal am Heimatkanal hängen geblieben? Habt Euch so eine Almschnulze reingezogen? Ich meine so eine Geschichte, in der irgendwo in einem friedlichen bayerisch-österreichischem Dörfchen irgendeine dahergelaufene Amsel aus dem Norden der Republik auftaucht und alles und jeden auf den Kopf stellt. Die Mannsbuida verrückt macht, die Hochzeiter ausspannt und die Dirndl aus dem Dorf blöd dastehen lässt. So eine Geschichte wo man vorher schon weiß, wie sie ausgeht. Die maximal die Lachmuskeln beansprucht, aber keinerlei sittlichen Nährwert hat. Die, wenn man sie nicht gesehen hat, man nichts verpasst hat, außer 90 Minuten gedanklich abzuschalten. Sich berieseln lassen von alten Sprüchen, manchmal alter Musik und ganz oft Kulissen, die ihres gleichen suchen. Insbesondere im Bauerntheater. Zumal die Kulisse dort auf Holz handbemalt ist. Mit den Bergen im Hintergrund. Mit dem kleinen See und dem Wald. So detailgetreu, dass man glauben könnte, man sitzt auf einer Berghütte und schaut ins Alpenpanorama. Herrlich. Beim Schreiben fällt mir an der Stelle auch noch der Heinz Erhard Klassiker „Immer diese Radfahrer“ ein. Eine ähnliche Geschichte. Nichts Wichtiges. Kurzweiliger Zeitvertreib.

Außer Theater und Film gibt’s aber auch noch eine andere Variante Abendprogramm. Musical. Manchmal schöner als Film. Manchmal besser als Theater. Aber auf jeden Fall anders. Und was wäre unser schönes Österreich-Bayern, wenn es kein Musical über die Berge geben würde.

Vor 45 Jahren haben sich die österreichischen Liedermacher rund um Wolfgang Ambros an ein „Rustical“ gemacht. Also ein Musical mit rustikalem Hintergrund. Die Story: Der Berg. Groß und mächtig, schicksalsträchtig, um seinen Gipfel jagen, Nebelschwaden. Der Bua kriegt von einer dahergelaufenen Amsel, in diesem Fall der Gailtalerin,  den Kopf verdreht, will auf den Berg – wegen dem Edelweiß, oder dem Beweis – und fällt! Im ersten Moment eine traurige Geschichte. Im zweiten Moment: großartig. Hinter künftig. Weils wahr ist. Der Berg ist eigen.  Unberechenbar.

„Vü hot’s scho pockt, am Berg aufi glockt, gfolgt san’s ihm tapfer, oba da Berg, der wüll sei Opfer.

 

Der Watzmann - ein Rusical von Wolfgang Ambros

Heute kaum vorstellbar. Ein Berg der nicht bezwungen werden kann. Gibt’s des überhaupt noch? Ich weiß es nicht. Die Ausrüstung, der Wetterbericht und die Erfahrung sind soweit fortgeschritten, dass es für den Berg fast unmöglich ist, die Kraxler zu bezwingen. Andersrum geht’s aber. Daher vielleicht nicht verwunderlich, dass auch das „Rustical“ sich verändern muss. Der Zeit anpassen muss. Wozu braucht es Bergwälder und unberührte Natur, wenn man mit der „berührten Natur“ in Form von Skischaukeln und Sesselliften eine Menge Geld verdienen kann? Ich glaube ja, der Ausschlaggebenden Grund dafür, dass es eine Neuinszenierung gibt, ist ein Münchner Liedermacher. Der hat vor einigen Jahren schon davon gesungen, dass es an Bua gibt, der lieber zum CSD will, als über die Berge zu kraxeln. Wer weiß, vielleicht finden sich im neuen Watzmann 2.0 Parallelen.

 

Michael Dietmayer - CSD

Wolfgang Ambros und Josie Prokopetz haben das Zepter weitergegeben. An „die Junga, de soin des macha.“ Und es haben sich junge gefunden. Das Team um Ecco Meineke hat eine spritzige Neuinszenierung auf die Bretter des Deutschen Theaters in München gebracht. Noch bis Sonntag, 4. August gibt’s Vorstellungen.

Aber wie auch immer die Geschichte mit dem Berg, dem Bua, dem Bauern ausgeht: kurzweiliger Zeitvertreib ist es allerweil und wer gerne mal in den Alpen unterwegs ist, sich auf einem gemütlichen Wanderweg rauf zur nächsten Alm begibt, der erkennt: soweit hergeholt ist die Story vom Watzmann nicht. Überzeichnet natürlich. Aber im echten Leben laufen genügend verrückte rum, die mit Flipflops und live via Instagram den „Berg bezwingen“. In der Gondel. Sitzend. Ohne Schweiß auf der Stirn. Verzaubert von der Schönheit unsere Berge. Voglwuid.

Ich schau mir jetzt den Watzmann 2.0 an. Werde Euch berichten. Übrigens eine herrliche Möglichkeit, die lange Wartezeit zu überbrücken. Noch 52 und der Rest von heute! Hollarödulliö!

 

Notiz: es is hoit so vui schee unsa Hoamat – an Leffe dua her Hollareidulliö! – und wenn da Sommervorbei ist, dann pack mas as Auto und dean: Skifoan!

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