Auszeichnungen

 

Paulas Tagebuch

Noch 23 und der Rest von heute

Von der goldenen Ananas bis zum Bambi – es gibt ja unzählige Auszeichnungen. Mitarbeiter des Monats, golden Anstecknadel oder Friedensnobelpreis. Wenn Menschen einen guten Job tun, dann werden sie gerne dafür ausgezeichnet. Wenn es richtig gut läuft, dann kraxeln sie auf der Karriereleiter sogar ein paar Sprossen nach oben. Die größte Auszeichnung ist aber immer noch der zufriedene Kunde.

Völkerverständigung

Die Karriereleiter einer Bedienung ist ziemlich kurz – genau genommen läuft die ohne Ansteigung einfach grade aus. Wenn du gut gearbeitet hast und alles gepasst hat, dann darfst du nächstes Jahr wieder im gleichen Bierzelt arbeiten. Punkt. Eigentlich wars des. Weil wir immer nur für ein paar Tage vielleicht mal zwei Wochen bei ein und demselben Wirt arbeiten, ist auch der „Mitarbeiter des Monats“ nur schwerlich auszuzeichnen. Und für den Friedensnobelpreis wird eine Bedienung auch nicht vorgeschlagen – obwohl die sicherlich maßgeblich zur „Verbrüderung der Völker“ beiträgt. Kaum an einem anderen Ort wie dem Biertisch wird sich so viel „verbrüdert“, meistens mit Hilfe einer frischen Maß.

Bedienungswahl

Aber tatsächlich ist es auch nur in den seltensten Fällen der Ansporn einer Bedienung, eine Auszeichnung zu erhalten. Wir arbeiten einfach, weil´s uns Spaß macht, wir gutes Geld verdienen und wir unsere Gäste mögen. Zumindest ist des bei mir so. Nichts desto trotz – hin und wieder geschieht es auch in einem Bierzelt, dass einer Bedienung eine Auszeichnung zu Teil wird. Genau genommen fast täglich. Immer dann, wenn Gäste kommen, die sich extra genau zu dir in Service setzen, weil sie eben von dir bedient werden wollen. Ich sehe des durchaus als Auszeichnung.

Beim rollieren rotieren

In gar nicht ganz so seltenen Fällen gibt es auch Gäste, die bereits beim reservieren angeben, bei welcher Bedienung sie sitzen wollen. Manchmal ein schwieriges Unterfangen! In den meisten Zelten (oder aktuell halt Biergarten) ist es nämlich so, dass es für alle Bedienungen möglichst gerecht zu gehen soll. Also wird „rolliert“ – manchmal auch rotiert, aber ich meine das Durchwechseln der Servicebereiche. Vor dem ersten Tag wird also eine Nummer gelost und dann wandern die Teams durchs Zelt. Da gehört auch immer ein bisschen Glück dazu – klar. In jedem Bierzelt gibt es beliebtere und unbeliebtere Bereiche. Sowohl für die Gäste wie auch für den Service. Ein weiter Weg ist für die Bedienung natürlich viel anstrengender als ein kurzer. Direkt vor der Musik wird es Gästen und Bedienungen schnell zu laut. Ganz hinten im Zelt sitzen gerne die „Bierzelt-Politiker“ die mehr ratschen als verzehren. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Du kannst es nie allen recht machen

Dem einen Gast ist der Platz wichtig, dem anderen die Bedienung und der nächste möchte bitte beides haben. Also seinen Lieblingsplatz und seine Lieblingsbedienung. Aber weil des Leben kein Ponyhof ist, ist es manchmal eben nicht so möglich, wie man es sich wünscht. Außer – deine Bedienung kommt vom Ponyhof! Dann gehen auch Dinge, die eigentlich unmöglich erscheinen. Nicht ohne, dass es zu einem riesigen Aufruhr kommt und mindestens ein oder eine Beteiligte ordentlich Federn lassen muss. Aber: wenn genug Wasser die Amper runter geflossen ist, dann werden sich die Gemüter auch wieder beruhigen. Aber von Vorne:

Wenigstens einen Tag!

„Mei Paula! Is des schee. Das du endlich da bist! Mei i g´frei mi so! Morgen bedienst aber uns, oder?”

Die herzliche Begrüßung mit den Strahlenden Augen hat direkt eine bisschen Gänsehaut ausgelöst bei mir. „Nein, i bin morgen ganz dahinten. Da hervorn bei Euch arbeitet auch morgen wieder die Kollegin mit ihrem Team.“ zugegeben, ein bisschen traurig war ich schon, aber so ist des im Bierzelt. Und ich freu mich, dass ich überhaupt arbeiten kann, egal wo. Ungefähr zwei Stunden nach dem Gespräch ist der Sturm über mich gezogen – und vorsichtshalber auch gleich über meine (#weltbeste) Teamkollegin. Weil dieser wunderbare Gast tatsächlich ins Festbüro gegangen ist und „beantragt“ hat, dass wir (also meine Kollegin und ich) morgen bei ihm, an seinen 4 Tischen, bedienen. Wunschkonzert hin, Ponyhof her – was ein guter Geschäftsmann ist, der lebt nach der Devise der Kunde ist König. Und wenn der sich was wünscht, was ohne große Aktion machbar ist, dann wollen wir ihm den Wunsch erfüllen…

Tauschbörse

Grundsätzlich ist des ja auch kein Problem. Zwei Teams tauschen einfach den Service und die Gäste sind glücklich. Fertig. Glückliche Gäste sind schließlich unser aller Ziel. Sollte man meinen. Wenn, wie im vorliegenden Fall, allerdings der „Service-Tausch“ für das andere Team einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit, doppelt so viel Weg und zusätzlich auch noch ein eher wenig frequentierter Bereich beinhaltet, dann kann es schon mal zur „Stutenbissigkeit“ unter den Bedienungen geben. Und ja, dann fliegen die Fetzen! Macht ja auch einen super Eindruck: ich komm für die letzten drei Tage zum Arbeiten, alle anderen knechten schon seit 15 Tagen, bin noch nicht ganz da und schon wird der Serviceplan umgeschmissen. Herrlich. Wie nicht anders zu erwarten war mein „Tausch-Team“ wenig bis überhaupt nicht begeistert und dementsprechend gut auf mich zu sprechen.

„Dann machs halt nicht!“

Klar, ich hätte einfach sagen können, nein, ich tausche nicht und ihr dürft in eurem Service bleiben und alles ist gut. Natürlich habe ich des nicht gemacht. Schließlich haben die Gäste ja nicht umsonst so reagiert – die sind erstens in Dachau eine feste Institution, gehören schon seit Jahren zu meinen Lieblingsgästen und natürlich arbeite ich auch lieber, wenn ich Spaß und Gaudi dabei hab. Wer von Euch Lesern meine Tagebücher verfolgt weiß, gute Gäste fallen nicht vom Himmel. Das ist eine gemeinsame harte Arbeit. Gemeinsam. Wir erziehen uns da gegenseitig. Da reicht dann am Ende ein Blick und ich weiß was die Gäste wollen und wenn mal kurz einer weniger am Tisch sitzt, kann ich sicher sein, es gibt entweder Kaffee oder gebrannte Macadamia (weil ich Mandeln nicht essen kann). Und ihr werdet es nicht glauben, aber genau des ist, was für mich des Arbeiten im Bierzelt ausmacht.

Sein und ist

Natürlich weiß kaum einer (außer Euch) wie die wahre Geschichte war. Die letzten zwei Tage in Dachau waren für mich im Kollegenkreis keine Wohltat. Da hat es geheißen ich hätte um den Tausch gebeten und ich hab mich aufgeführt wie ein warmes Cola. Da geht man dann am Pass aneinander vorbei, ohne sich eines Blickes zu würdigen und von Servus und Pfiat di ganz zu schweigen. Obwohl wir uns schon 20 Jahre kennen. Obwohl es am Ende nur um 6 Arbeitsstunden ging. Was für ein Kindergarten! Aber mei – des Leben ist eben nicht immer rosa. Auch nicht für die Paula. Irgendwo muss man manchmal auch mit Gegenwind leben. Ich freu mich jedenfalls, wenn genug Gras drüber gewachsen ist und wir die nächsten 20 Jahre auch gemeinsam im Bierzelt arbeiten! Ich mag dich nämlich! Und ich durfte viel von dir lernen, nicht nur dafür bin ich dir sehr Dankbar!

Der schönste Abend

Ohne Frage. Der letzte Montag in Dachau ist immer besonders. Da schwingt neben dem „Gott sei dank is vorbei und des normale Leben geht wieder los“ auch immer ganz viel Wehmut mit. Selbst wenn es „nur“ ein Ersatzvolksfest ist. Dieses Jahr war er ganz besonders. Jede Schaumige, jede Radler, je Maß, jedes „Schulterklopfen“ und jeder GinTonic haben diesen Abend zu einem ganz besonderen werden lassen! Das ich vor lauter Regen in meinen Schuhen geschwommen bin, war nebensächlich. Dass ein paar gefehlt haben war schade. Es hat sich angefühlt wie immer – die anderen zwei waren in Pause, aber ihr wart da und das war wundervoll! Dieses Jahr hat keiner 45 Minuten auf sein Bier gewartet (obwohl ich dir des ja immer noch nicht glaube und vermute du gehörst zu denen, die im Bierzelt jegliches Zeitgefühl verlieren, aber vermutlich wolltest du auch endlich mal einen eigenen Satz bei mir bekommen und ich verspreche, du wirst nicht mehr warten müssen)

Die größte Auszeichnung

Dieses Jahr war es ein Banane-Cola zu wenig – aber des holen wir nach. Vielleicht. An einem Freitag. Unter einem Holz-Pavillon. Mit Bräurosl-Deko. Mit der Paula als Bedienung. Augustiner aus dem Holzfass und einem Besuch, der schon seit Jahren überfällig ist…

Dieser Abend und alles was dazugehört, war für mich die größte Auszeichnung und die größte Wertschätzung. Danke!

Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die sich bei der Dachauer Freiwilligen Feuerwehr bedanken muss. Ohne Euch gäbe es in Ahrweiler noch viel mehr zu tun. Ohne Euch, hätte es vermutlich keine Holz-Pavillons auf der Festwiese gegeben. Ohne Euch hätten die treuesten Gäste in Dachau gefehlt…

Häschtäg: die größte Auszeichnung – ganz ohne Pause – noch 23 und der Rest von heute!

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