Leberkäsjunkie

noch 44 Tage – und der Rest von Heute!

August in München und es regnet.

Nein. Es schüttet aus Eimern. Der Himmel ist irgendwas zwischen tief grau und fast schwarz und ein ekelhafter Wind geht auch noch. Der Regen kommt quasi da längs und da quer daher. Biergarten, Grillen oder sonstige Outdoor-Aktivitäten haben heute Pause. Was also tun mit einem Mittwoch, der der letzte vor dem Bierzelt-Stress ist? Ab ins Kino! Beste Wahl für des Wetter.

 

Ich muss gestehen, ich bin bekennender Fan seit der ersten Stunde.

 

Im Jahre 2010 war ich grade zum zweiten Mal Schwanger und hatte viel Zeit zum Lesen. Sehr viel Zeit. Und den Eberhofer habe ich samt seinem Winterkartoffelknödel verschlungen. Ich glaube es hat nur bissi länger als eine Nacht gebraucht, bis ich des Buch gelesen hatte. Dann 2011 der zweite Fall von Franz Eberhofer – der brauchte schon ein bisschen länger, einfach, weil ich ihn ständig zwischen Stillen, Wickeln und Kindsn einschieben musste. Ebenso der dritte Fall, der dann zu Weihnachten kam. Als Christian Tramitz damit begonnen hat, die Bücher vorzulesen, war mein Hausfrauen Dasein gerettet.  Beim Bügeln, beim Putzen, beim Kochen. Die Oma, die Susi, der Franz und der Rudi haben mich fortan begleitet. Mehrfach. Ich glaube ich habe die Bücher alle 3 oder 4 mal angehört.

Christian Tramitz als Ranger

 

Wenn ich die Stimme von Christian Tramitz höre, sehe ich unweigerlich die Figur „Ranger“ aus dem Schuh des Manitu vor mir. Dieser braune „Greenhorn-Waldläufer-Anzug“, die verwurschtelten Haar und dann die Szene, wo er von hinten auf sein Pony springt und sich die Glocken anhaut – wisst ihr was ich meine? Ja und eben diese Ulk-Figur hat in meiner Vorstellung sein Pferd gegen einen „Polizeiinspektion 1 – Gedächtnisskarren“ getauscht und reitet damit durch Niederkaltenkirchen. Die Laune – und möge sie auch noch so schlecht sein, ist auf den Schlag großartig.

 

Mei, die Geschichten sind nett. Leichte Kost. Urlaubsrome. Der Kriminalteil ist wenig aufregend. Aber um den geht’s eigentlich auch gar nicht. Es geht um den Franz und seine Susi. Um die Oma. Um die Dorfgemeinschaft rund um Metzger Simmerl und den Gas-Wasser-Heizugs-Pfuscher Flötzinger. An der Stelle muss ich kurz einhaken. Kennt jemand von Euch die Brauerei Flötzinger aus Rosenheim? Ich muss ehrlicherweise gestehen, seit dem ich die Eberhofer-Krimis kenne, tu ich mich mit dem Bier… aber lassen wir des. Ich schweife schon wieder ab. Jedenfalls geht’s neben den oben genannten natürlich auch noch um den Birkenberger Rudi. Der ehemalige Kollege vom Franz. Der, sagen wir mal, unglücklich aus dem Polizeidienst entlassen wurde.

Alles in allem sind es kurzweilige, amüsante Geschichten, die weniger das Hirn, als vielmehr die Seele ansprechen. Einfach schön. Zum Lesen. Aber wie ich finde, noch schöner zum Anhören.

 

2013 war´s, ich war mal wieder schwanger, da gabs den ersten Kinofilm. Dampfnudelblues kam in die Kinos. Der Eberhofer wurde von keinem geringeren als Sebastian Bezzel verkörpert. Spätestens seit „Vatertage“ ist er für mich der Inbegriff von bayerischem Lifestyle. Ich mag den. Und als Eberhofer ist er eine Granate. Zum reinhauen, wenn er so stoffelig mit der Susi umgeht. Zum niederknien, wenn er der Oma was abgewinnen will. Zum kaputtlachen, wenn er mit seinen Spezeln Simmerl und Flötzinger unterwegs ist. Mit seinem Rudi ist und bleibt er ein „Dreamteam“. Ganz sicher. Einfach schon, weil man der „Inkasso-Heinzi“ aus dem Tatort jetzt ein windiger Privatdetektiv ist – wie passend.

 

 

Und noch so ein „des ist doch“ gibt’s in den Filmen: der Simmerl – also der Metzger aus Niederkaltenkirchen, der ist im Frühjahr beim Politikerderblecken am Nockerherberg immer der Söder. Ich komme an dieser Stelle nicht um hin, gewissen Parallelen zu ziehen. Zwischen dem Oberhaupt unseres Freistaats und dem Metzger aus dem Film. Kopfkino. Aber das macht die Filme einfach so charmant.

 

Jetzt jedenfalls läuft der 6. Eberhofer Film im Kino. Leberkäsjunkie. Und da warten so einige Überraschungen auf die Fans: die Mooshammer Lisl darf zum ersten Mal mitspielen. Sehr witzig.  Weil wir sie schon öfter mit dem Franz vor der Kamera gesehen haben. Also nein. Nicht direkt. Aber Eva Mattes und Sebastian Bezzel stehen in der Tatort-Reihe Blum und Perlmann gemeinsam als Kommissare vor der Kamera. Wenig später wartet der FC Niederkaltenkirchen mit einer echten Legende auf: kein geringer als Klaus Augenthaler trainiert die ruhmreiche Dorf-Mannschaft. Der Weltmeister von 1990 macht auch im Spielfilm eine gute Figur. Ein nächstes Raunen geht durch den Kinosaal, wenn der Franz zur Selbsthilfegruppe der Sexsüchtigen stößt. Nicht weil die neue Freundin vom Birkenberger da sitzt – sondern weil Harry G. sich die Ehre gibt.

 

Eins muss man der Mannschaft um Regisseur Ed Herzog lassen: Casting können die.

 

Ansonsten: ein kurzweiliger Film. Viel Komödie um einen mittelmäßigen Mord. Eine gewohnt unkonventionelle Kameraführung – Gesichter immer in Großaufnahme. Viel Wortwitz. Noch mehr Liebe. Rockiger Soundtrack. Amüsante Dialoge und ein Baby, dass in jeder einzelnen Sequenz vom Publikum gefeiert wird. Ein echter Paul.

 

Und wo wir grade bei dem Baby sind: ich höre sie schon schreien, die Helikopter Mamis, dass man Babys nicht ins Bierzelt mitnimmt. Das die kein 5er -Looping fahren dürfen und das der Maxi Così falschrum eingebaut ist im Auto. Aber HEY LADYS – das ist ein Film. Denn in Wirklichkeit sind die bayerischen Dorfpolizisten auch keine Volltrotteln, die nicht bis 5 zählen können. Und im echten Leben fährt auch kein bayerischer Polizist mehr mit einem „Polizeiinspektion 1 – Gedächtnisskarren“. Und ohne Film – da wäre der Sebastian Bezzel auch nicht mehr zu haben…

 

Notiz: Lachen macht gesund und glücklich – nein, der Eberhofer ist kein Vorbild – kleine Kinos sind viel schöner

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Bild und Videomaterial mit freundlicher Genehmigung von © 2019 Constantin Film Verleih GmbH

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