Bedienungsgeld

Bierzelttagebuch 2022 – vielleicht noch 24 Tage

Aufklärung Teil I

Liebe Freunde der geselligen Bierzeltzeit – wir müssen reden. Über ein sehr wichtiges Thema. Bedienungsgeld – oder der richtige Umgang mit der Bedienung. Neben dem, dass ich Euch gerne dabei helfe, mit einem Lächeln auf den Lippen an die schöne Zeit im Bierzelt zu denken, versuche ich ja auch immer „Aufklärungsarbeit“ zu leisten. Und heute ist es ein besonders wichtiges Thema. Weil es darum geht, dass auch in Zukunft der Besuch im Bierzelt „eine schöne Erinnerung“ wird. Bei allem für und wider – Eure Bedienung trägt in großem Maße dazu bei. Und JA! Bedienungen gehen ins Bierzelt, um Geld zu verdienen. Alles andere wäre gelogen. Hand aufs Herz – wer von Euch geht in die Arbeit, um „nur“ von daheim weg zu sein? Sprich, geht nicht in die Arbeit, um Geld zu verdienen? Keine Ahnung, warum des bei Bedienungen so schlimm ist. Aber gut, das ist ein anderes Thema.

Biermarken

Eine Reservierung im Zelt, eine Einladung von der Firma, ein Geschenk vom Gurken-Dantler – Gründe für Biermarken gibt es viele. Man kauft sie selbst, man bekommt sie geschenkt, man findet sie auf der Straße, was weiß ich. Tatsächlich freuen sich die meisten Bedienungen eigentlich über Biermarken. Aber eben auch nur eigentlich. Auf Biermarken steht immer: ohne Bedienungsgeld. (Anmerkung von mir: vielleicht sollten wir auch ohne Trinkgeld drauf schreiben) Jetzt kommen wir also zur Aufklärungsarbeit. Was heißt denn eigentlich Bedienungsgeld? Und was ist Steuer und was ist Trinkgeld? Und warum wird des Bier eigentlich nicht verschenkt? Und warum gibt’s für Hendl auch Marken, aber keine für den Schweinsbraten?

Bedienungsgeld

Entgegen der landläufigen Meinung bekommen Bedienungen im Bierzelt keinen Stundenlohn. Keinen von gar keinen! Nicht bei schlechtem Wetter nicht bei Sonne, nicht bei Krankheit, einfach gar nicht. Wenn du im Bierzelt stehst und nix verkaufst, bekommst du kein Geld. Punkt! Im Bierzelt kannst du nur aus viel Geld noch mehr Geld machen. Warum? Die Bedienung geht mit 834 Euro ins Büro, kauft sich 100 Bierzeichen, löst Zeichen für Zeichen für Zeichen an der Schenke ein und verkauft das Bier für 8,60 Euro. Ihr lest richtig: Eine Bedingung bekommt für eine Maß Bier 0,26 Euro. Heißt, wenn sie mit 10 Maß zu Euch an Tisch kommt, dann hat sie 2,60 Euro Lohn verdient. Anders ist es, wenn ihr eine Biermarke habt. Dann müsst ihr 0,72 Euro Bedienungsgeld bezahlen. Das ist der Arbeitslohn für die Bedienung. Brutto! Ja, tatsächlich werden von diesen 0,72 Euro noch Steuern bezahlt. Bei jeder Maß! Jedes Mal. Von 72 Cent. Bleiben 0,26 Cent bei der Bedienung.

Trinkgeld

Wir rechnen noch ein bisschen weiter: Die Maß kostet 8,60 Euro. Ihr gebt 9 Euro. Die Bedienung hat also an der Maß 0,26 Euro Lohn und 0,40 Euro Trinkgeld macht 0,66 Euro. Beim Biermarkerl legt ihr der Bedienung 1 Euro dazu: sie bekommt also 0,26 Euro Bedienungsgeld und 0,28 Euro Trinkgeld macht also 0,54 Euro. Ihr lacht jetzt und sagt: „Hey Paula, willst du echt wegen 12 Cent rum tun jetzt?“ Nein. Nicht wegen 12 Cent. Ich erkläre es Euch. Und das auch nur, weil unsere Gäste meinen: „Ich hab dir einen Euro Trinkgeld gegeben – was willst du noch! Das sind mehr als 10%!“ Nein, hast du nicht. 0,28 Euro Trinkgeld sind es.

Hendlmarken

Beim Hendl ist es übrigens genauso. Auch hier ist das Bedienungsgeld unser Bruttolohn. Nur ist es dieses Jahr mit dem Trinkgeld noch ein bisschen krasser: Bedienungsgeld auf´s Hendl sind 0,86 Cent. Bei 1 Euro auf des Markl gibt es 14 Cent Trinkgeld. Ohne Markerl bekomme ich 10 Euro für´s Hendl und damit 80 Cent Trinkgeld. Ihr versteht was ich meine?

Hartes Brot

Wie schon anfangs erwähnt, geht es mir ja mehr um Aufklärung. Weil ganz oft wissen ganz viele gar nicht, was Bedienungsgeld heißt. Schimpft man jetzt auf die Gäste, tut man ihnen vermutlich eher unrecht. „Unwissen schützt vor Torheit nicht“ heißt es. Aber woher soll man denn das Wissen nehmen, wenn es keiner sagt. Ich sag es. Euch. Was ihr draus macht, bleibt natürlich Euch überlassen. Vielleicht geht es manchmal gar nicht anders. Vielleicht wollt ihr es manchmal gar nicht anders. Vielleicht wusstet ihr das alles schon. Aus Sicht einer Bedienung kann ich Euch nur ans Herz legen, dass es einen Unterschied macht. Wie in jedem anderen Beruf dieser Welt auch – wer arbeitet möchte Geld verdienen. Und wir schleppen und rennen und rechnen und bringen und laufen gerne nochmal. Weil es uns allen wirklich Spaß macht, für Euch da zu sein. Sonst hälst des ois a gar ned aus!

Sie Fräulein

“A zweites Besteck brauch ma no. Mir teilen des Hendl!“

Für Heute ist es genug – das erzähle ich Euch morgen! Aber es lohnt sich! Des glaubst ja nicht, wenn du es nicht selbst erlebt hast! Oder wie der Rheinländer sagt: „Kannste dir nicht ausdenken!“ Apropos Rheinländer, ich muss jetzt Schluss machen für Heute. Muss vor den Fernseher. Im WDR ist Pressekonferenz. Der neue Prinz Karneval wird vorgestellt. Ich freu mich so sehr! Ist zufällig ein Gast von mir…

 

 

Häschtäg: „Da schau her, i hob no zwoa Brotzeitmarken – kriagst an 10er für´s Bier!“ Kumm geh, hau ma ab… I nimm des Bier wieder mit!

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