noch 21 Tage – und der Rest von Heute!
Tagebuch 2019 – der Countdown zur Wiesn.
Heute: Freindlich sei is a Lifestyle, oder: die schönsten Fleckchen Erde haben häufig die schlechtesten Gastgeber!
Urlaub ist am schönsten, wenn man ihn macht
Wie viele andere Menschen auch, fahre ich wahnsinnig gerne in Urlaub. Mal schnell übers Wochenende an den Gardasee, mit meinen Kindern ans Meer oder einfach nur kurz raus auf den Berg. Urlaub ist wunderbar. Abschalten. Luftveränderung. Andere Menschen sehen. Genießen. Luft holen. Und ja, hin und wieder auch bedienen lassen. Abends ein frisch gemachtes Bett. Morgens das Frühstück gemacht bekommen und keine Teller wegräumen müssen. Wenn gleich ich zugeben muss – ich kann auch Urlaub in einem Ferienhaus was abgewinnen. Wo man alles selbst macht und nichts gekocht oder geputzt wird.
Ein Kurzurlaub übers Wochenende gewinnt aber definitiv durch den Service in einem Hotel. Einfach ausspannen. Das muss kein Luxushotel sein. Eine kleine Pension ist oft ganz wundervoll. Vorausgesetzt, es ist sauber. Viel mehr brauch ich nicht. Sauber muss es sein. Und ein herzliches „Grüß Gott“ erwarte ich bei der Ankunft. Dann bin ich eigentlich zufrieden.
Man sucht sich seine Herberge nach seinen eigenen Bedürfnissen aus. Wenn ich meine Kinder dabeihabe, habe ich andere Voraussetzungen, wie wenn ich mit Freunden unterwegs bin. Völlig klar. Und wenn man ein romantisches Wochenende verbringen will, hat man andere „must haves“ wie wenn man mit Kindern unterwegs ist.
Ein Ferienhotel in Österreich.
Genauer gesagt in Söll bei Kufstein. Herrliche Lage. Traumhafte Hotelanlage. Ein riesiger Spielplatz für die Kinder. Streichelzoo, Ponys, Rutschen, Klettergerüst, Badeteich, Liegen. Die Zimmer sind sauber und teilweise renoviert. Auf den ersten Blick ist das Hotel an jeder Ecke liebevoll dekoriert – auf den zweiten Blick sind es alles Deko-Gegenstände, die zum Verkauf angeboten werden. Finde ich nicht schlimm, dennoch, die Preisschilder hätte man etwas dezenter anbringen können. Aber auf den ersten Blick ist das ein Ort, an dem ein Team aus Erwachsenen und Kindern sich durchaus wohlfühlen kann. Auf der hellen, großen Fußmatte steht groß: „Herzlich Willkommen – das Ferienhotel mit Charme“ und Charme hat die gesamte Anlage auf jeden Fall. Allerdings tatsächlich nur die Anlage. Genau genommen hat nur das Charme, was nicht sprechen kann. Denn die Mitarbeiter und selbst der Chef hat nicht einen Hauch von Charme. Die sind von der ersten bis zur letzten Minute – unverschämt. Unhöflich. Unfreundlich.
Gastgeber Phänomen
Seit längerer Zeit beobachte ich schon ein Phänomen. Es fällt mir immer häufiger auf, dass die Plätzchen der Welt, an denen es besonders schön ist, die schlechtesten Gastgeber haben. Unmotiviert, genervt, unhöflich und überhaupt kein bisschen herzlich. Da kommst du an und dem Rezeptionisten kommt kein Grüß Gott über die Lippen, geschweige denn ein „herzlich Willkommen“. Gut, kann ja mal passieren. Zumal ich tatsächlich „zu früh“ angereist bin. Zwei Stunden zu früh. Weil ich dem Wochenend-Verkehr entgehen wollte. Ein freundliches: „Entschuldigung, aber die Zimmer sind erst ab 15 Uhr bereit, sie dürfen aber gerne ihr Auto hier parken und dort einen Kaffee trinken und die Kinder können schon auf den Spielplatz“ hätte auch vollkommen gereicht. Ich verstehe das. Ist auch überhaupt kein Problem. Aber das was ich erlebt habe, war ganz weit weg davon. Der Mitarbeiter hat mich einfach ungeachtet stehen gelassen. Ohne Grüß Gott.
Der Weg zum hoteleigenen Spielplatz war mit Verbots-Zetteln gepflastert. Nicht Schilder. Zettel. In Großbuchstaben. Die meinen es ernst. Das wird einem auf den ersten Blick klar. Hunde sind zwar im Hotel Willkommen, dürfen aber nicht mit zum Badesee, Spielplatz, Strand, etc. Gut, das ist halt so. Hätte man vielleicht auch bei der Buchung sagen können – war nicht so. Das der Hund dann pro Nacht 25 Euro kostet ist auch eher unüblich und macht nicht den Eindruck von „Willkommen“ aber gut. Alles in Allem: es war ein schönes Hotel. Die Gastgeber werden mich allerdings nicht wiedersehen.
Warum ist das so oft so?
Das der Service schlecht ist, die Mitarbeiter unfreundlich, die Gegend und das Haus aber traumhaft schön? Man sollte doch meinen, dass ein Hotelier sich seines Glückes bewusst sein sollte. Das ist auch nicht nur bei Hotels so. Ich bin schon oft beim Essen oder auf einen Kaffee an wirklich schönen Plätzen gesessen und habe mehrfach die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil diejenigen die für das Wohl der Gäste zuständig sein sollten – davon noch nix gehört haben. Trotzdem sind diese „Läden“ aber immer gut besucht, befinden sich oberen Preissegment und sind oftmals echte „Hot-Spots“.
Ist es den anderen Gästen egal?
Wahrscheinlich. Denn die verhalten sich oftmals ähnlich wie die Gastgeber. Insbesondere dann, wenn es um Kinder geht. Um ihre eigenen und um fremde. Da stehen die Mamis an der Rutsche, schieben alle anderen Kinder auf die Seite und setzen ihren Wonneproppen oben auf die Rutsche. Der kleine muss sich nicht anstellen und die Leiter raufklettern ist eh zu gefährlich. Also macht Mami das. Und anstellen dauert ja auch zu lang. Mami muss zur Ayurveda-Massage, da kann sie jetzt nicht warten, bis der Zwerg fertig ist mit Rutschen. Die größeren Kinder benehmen sich dann selbst genauso: die rennen mit Anlauf aufs Trampolin und springen einmal rein, damit es das kleine Kind raushaut, lachen und gehen. Die machen eine spritzende Arschbome in den Pool und finden es lustig, dass das kleine Kind, was grade Schwimmen lernt jetzt weint. Die sind größer und stärker und deswegen haben die Vorfahrt. Das bleibt dann auch so… Wenn sie auf der Straße unterwegs sind.
Woher kommt das?
Ich habe mich mit vielen Menschen schon drüber unterhalten. Egal mit wem ich rede – das Ergebnis ist immer das Gleiche: die Mamas und Papas von heute, sind aus der Generation „ich wurde Anti-Autoritär erzogen“ Priiiiima. Jetzt haben wir den Salat. Die mussten selbst nie Danke oder Bitte sagen, die mussten sich keinen Regeln fügen, die mussten nix. Die haben gemacht was sie jetzt grade für richtig halten. Als Kinder. Und jetzt haben wir da draußen eine Menge Erwachsene, die keine Regeln kennen und machen was sie gerade für richtig halten. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die blinken nicht, wenn sie auf der Autobahn die Spur wechseln. Die sagen nicht Bitte oder darf ich mal. Die machen. Und deren Schrazen machen auch. Die teilen nicht. Weder den Platz, auf dem sie sich grade befinden noch die Luft, die einatmen.
Nach mir die Sintflut
So läuft das aber nicht. So geht Gesellschaft nicht. So geht Gemeinschaft nicht. Nicht auf dem Spielplatz. Nicht auf der Straße. Nicht im Berufsleben. Damit wären wir wieder beim Hotel: wenn der Chef nicht Guten Morgen sagt, dann tun es die Angestellten auch nicht. Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Wie viel wahres doch an dem Satz ist…
Noch so ein Satz, der mir an diesem Wochenende mal wieder bewusst geworden ist: du kannst deine Kinder erziehen so lange du willst – am Ende machen dir alles nach. Dieser Satz gilt immer dann, wenn es eine Leitkuh gibt. Ob als Mama oder als Chef. Wenn Mama alle auf die Seite schiebt, schiebt Mäxchen auch. Wenn Chefchen keine Kritik hören möchte, hören es die Angestellten auch nicht. Das ist besonders schlimm. Beides. Im Fall von dem Hotel am Wochenende habe ich ein Gespräch mit dem Chef gesucht. Wollte ihn freundlich davon informieren, was vorgefallen war. Weil er es ja nicht mitbekommen hat und es sicherlich nicht in seinem Sinne ist, dass seine Gäste so behandelt werden – habe ich gedacht. Da habe ich mich aber vertan. Das ist nicht so. Dem ist es egal und nach zwei Sätzen hat er mir auch schon gezeigt, warum seine Angestellten so reagieren: die haben es sich abgeschaut. Mei, schade. Um ein schönes Hotel. Empfehlen kann man es nicht. Wieder hinfahren kann man auch nicht.
Notiz: Seid´s freindlich – „Jeremy-Pasqualle, tu ma der Mama nochma zeigen wie toll du das Mädchen schubsen kannst“! – Freindlich sei is a Lifestyle