München Melodie

14 und der Rest von heute

Heute: Skurrile G’schichten von der Wiesn

In 215 Jahren passiert so einiges.

Natürlich auch auf der Wiesn.

In Zeiten wie heute, wo über die sozialen Netzwerke schon News verbreitet sind, bevor man sie überhaupt wahrgenommen hat, braucht es kaum noch Geschichtenschreiber. Wenn heute ein Fußballprofi eine rote Lederhosn trägt, ist ein Bild davon schon auf Instagram, bevor er die erste Maß bestellt hat. Aber das ist ja noch nicht lange so.

Es gibt aber viele lustige und skurrile Geschichten von der Wiesn, die es wert sind, dass man davon erzählt. Sie tragen zum einen zur Oktoberfestgeschichte bei und zum anderen sind daraus Rituale und Traditionen entstanden. „Weil man es hoit immer scho so gemacht hat“ stimmt nämlich ganz oft gar nicht.

Anzapfen mit 17 Schlägen – wie alles begann

1950 in München
Unweit des Stachus in der Spitalstraße nehmen die Kutschen Aufstellung. Schausteller, Bedienungen, Wirte und die Oberhäupter der Stadt München klettern auf die prachtvoll geschmückten Wägen. Die großen und schweren Brauereirösser sind ebenfalls prachtvoll herausgeputzt, die Musikanten spielen die ersten Takte. Der lange Zug setzt sich in Bewegung – es geht Richtung Theresienwiese. Alles wie immer.

Doch als die Kutschen an ihren jeweiligen Zelten angekommen sind und die Blaskapellen die Einmarschmusik spielen, ereignet sich im **Schottenhammel-Festzelt** etwas, das Geschichte schreibt:
Blitzlichtgewitter vor der Anzapfbox. Ein kleiner, kräftiger Mann, mit wenig Haupthaar und Oberlippenbart legt sich schmunzelnd den grünen Schurz um, krempelt die Hemdsärmel hoch – und zapft an.

Neben dem Bantzen liegen ein nagelneuer Schlegel und ein funkelnder Messinghahn bereit. **17 Schläge** braucht der „Wimmer Dammerl“ damals, bis er die erste Maß dem „Oktoberfest und der Stadt München“ widmet.

Damit beginnt eine neue Ära: Die Bier-Hierarchie wird auf den Kopf gestellt!

Niemals zuvor hatte sich ein Politiker, Promi oder Amtsmann zu einer solch „niederen Arbeit“ hinreißen lassen wie dem Anzapfen. Bis dahin standen die Politiker in einer Reihe mit den Brauereibesitzern, Bieraktionären und Großgastronomen – weit entfernt vom einfachen Schenkkellner. Und jetzt? Plötzlich steht der Oberbürgermeister höchstpersönlich am Fass!

Thomas Wimmerzeigt sich einmal mehr als „volksnah“. Wie schon beim „Ramadama“, bei dem er eigenhändig Schaufel und Besen in die Hand nahm, um Kriegsschutt wegzuräumen, zeigt er auch beim Anzapfen:
In diesem Nachkriegselend darf sich keiner zu schade sein – anpacken und draufhauen ist angesagt!

Und weil die ganze Stadt davon erfahren sollte, sind Wochenschau, Fotografen und Zeitungen eingeladen, das Ereignis festzuhalten.

Aus dieser Geschichte ist eine Tradition entstanden: Bis heute gehört das erste Fass auf der Wiesn dem Oberbürgermeister der Stadt München. Symbolträchtig und ein Sinnbild fürs „Anpacken“ unserer Oberhäupter. Trinken und „vernichten“ darf es dann der bayerische Landesvater unser Ministerpräsident – ein Schelm wer hier Symbole sieht.

Gut gebrüllt, Löwe! – Wenn Werbung plötzlich zu laut wird

Das Löwenbräu-Zelt hat seit 1949 eine Attraktion über dem Haupteingang: einen riesigen Löwen, der „Löööööwenbroiiii“ brüllt, seinen Maßkrug hebt und genüsslich einen kräftigen Schluck nimmt.

Die anderen Wiesnwirte waren davon „not amused“: Die lautstarke Werbung missfiel ihnen so sehr, dass sie es 1952 tatsächlich schafften, dem Löwen einen „Maulkorb“ zu verpassen!

Der Wirt nahm’s mit Humor: Der aus Sperrholz ausgesägte Löwe bekam kurzerhand ein großes Schloss vor den Mund und musste die Wiesn still und leise hinter sich bringen. Nur ein Jahr später war das Verbot wieder aufgehoben – und das ist es bis heute!

Heute ist der 4,5 Meter große und tonnenschwere Löwe keine Sperrholzplatte mehr, sondern eine plastische Figur aus Pappmaschee mit Polyesterüberzug. Und das Beste: auf Knopfdruck ertönt während der Wiesn das berühmte „Löööööwenbroiiii“, der Löwe wackelt mit dem Schwanz, trinkt genüsslich einen großen Schluck und reibt sich zufrieden den Bauch. Wiesn-Kult pur!
Kleine Geschichte nebenbei: als meine kleine Tochter in der Krabbelgruppe gefragt wurde, „wie der Löwe macht“ hat sie ganz stolz „Löööööööwenbroiiiii“ imitiert. Die Kindergärtnerin hatte vor lachen Tränen in den Augen.

1981: Das Jahr, in dem im Hofbräu das Bier ausging

Am mittleren Wiesnsamstag 1981 passiert der absolute Albtraum:
Im größten Wiesnzelt, dem Hofbräu, geht das Bier aus!

Kurzerhand spricht der Hofbräu-Wirt Günter Steinberg mit dem Paulaner-Wirt Richard Süßmeier – und der handelt sofort: Einige Fässer werden vom Paulaner-Zelt ins Hofbräu geliefert. Zack, schon läuft der Ausschank weiter.

Ob die Gäste das überhaupt bemerkt haben? Wahrscheinlich nicht.
Aber diese Geschichte zeigt vor allem eins: Auf der Wiesn geht nix über eine gute Nachbarschaft!

Die Pschorr Rosi – schön, wild und hoch zu Ross

Die Wirts-Tochter Rosi ritt jeden Abend auf einem der Brauereirösser durch den Brauhof und genehmigte sich dabei eine feine Maß. Sie war hübsch, sie konnte singen und jodeln – und sie war so charmant, dass es einige Mannsbilder gab, die nur ihretwegen zum Pschorr kamen.

In ihrem Steifmieder* hoch zu Ross auf dem schweren Kaltblüter gab sie ein Bild ab, das legendär war. An der Schänke bekam sie ihre frische Maß und weil sie gar so gut schmeckte, jodelte die Rosi, dass einem das Herz nur so aufging.

Und das Beste: Ein bisschen Wahrheit steckt garantiert drin. Denn seit vielen Jahren ist die Pschorr-Braurosl keine Legende mehr: Zur Wiesn schlüpft eine hübsche Münchnerin ins prachtvolle blaue Steifmieder mit dem kostbaren Silbergeschnür und verkörpert während der Wiesnzeit die „Bräurosl“. 27 Jahre lang hat Caronlie Weidner den Job gemacht, seit Familie Reichert das Zelt führt, wird jährlich eine neue Bräurosl von einer Jury gewählt.

Die Wiesn lebt von ihren Geschichten, großen Momenten und kleinen Skandalen. Mir fallen bestimmt in den nächsten Tagen noch ein paar schöne Anekdoten ein…

Sarà perché: das Wiesn-Fieber steigt langsam – G´schichten erzählen – de guade oide Zeit

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