Aushilfs-Köbes

Aushilfs-Köbes

noch 6 Tage – und der Rest von Heute!

Tagebuch 2019 – der Countdown zur Wiesn.

Heute: Ein Wochenende in Köln oder wie die Paula zum Aushilfs-Köbes wurde

Wer mich kennt weiß, ich bin Münchner Kindl durch und durch. Ich habe sogar in der Blutlinie Münchner Blut und dieses auch samt Eintragung im Standesamt weitergegeben. I bin in München dahoam. Gern und für den Rest meiner Zeit. Des weiß ich so sicher, weil ich es schon probiert habe, wo anders zu wohnen. Ein grauer Fleck meiner Vergangenheit. Der mich an erster Stelle gelehrt hat: mich bringt von dahoam nix weg. Des weiß ich jetzt. Allerdings mach ich besonders gerne Urlaub. Weit weg und neben an. Je nach dem. Beides toll. Und nach einem Urlaub darf man auch immer wieder heimkommen. Deswegen mach ich des so gerne. Ganz besonders gerne bin ich aber am Rhein. Die Stadt mit K hat es mir von klein auf schon angetan. Der Dom, de Hüssje am Alde Markt, Klüngele, Danze, Fire un´ Schwade un´nen lecker Kölsch.

 

Wat soll dä Kwatsch?

Jetzt, so kurz bevor die Wiesn losgeht, ist nochmal Zeit, dem Dom, dem Rhein und der Stadt mit K einen Besuch abzustatten. Schnell übers Wochenende. Einfach weil mir danach ist. Weil die Zeit bis zur Wiesn viel schneller vergeht, wenn man noch was vorhat. Wenn man nicht daheimsitzt und die Stunden zählt. Also Köfferschen jepackt und aff dafür.

Das der Flughafen Köln/Bonn überhaupt noch eine Existenz hat, ist mir teilweise wirklich schleierhaft. Wenn man München gewohnt ist, dann glaubt man gar nicht, dass so ein Flughafen wie Köln eine Überlebenschance hat. Aber es klappt. Von München aus fliegen tatsächlich täglich mehrere Maschinen dahin. Bei schönstem München Wetter starten wir also in Richtung Rhein und werfen kurz noch einen Blick auf die Bavaria und die vielen großen Zelte, die da schon stehen. Eine knappe Stunde später landen wir in Köln und weil mir am Freitag den 13. nichts erspart bleibt, steht gleich neben uns der Mannschaftsairbus des BVB. In gelb und schwarz leuchtet er wie eine überdimensional große Bine Maja.

Et es wie et es.

Kurze Zeit später macht die Stadt dann aber den ersten Fehler des Willkommens wieder gut und schon aus der S-Bahn kann man endlich einen Blick auf den Dom werfen. Ich kriege Gänsehaut. Is des schee. Der Himmel in Köln ist auch blau. Mit ein paar Wolken. Ein anderes Blau wie in München, aber schön ist es. Im Vergleich zu München ist der Weg zum Flughafen in die Stadt nur ein Katzensprung. Grade erst eingestiegen, zack, schon da. Schnell das Köfferschen ins Hotel und aff jedes. Zu Foß von dä Schäl-Sick Richtung Dom. Richtung kölsche Sauerbraten. Richtung Kölsch. Es ist jedes Mal wieder imposant, auf der Deutzer Brücke über den Rhein zu gehen. Der Blick auf den Dom, die unzähligen Schlösser, die da hängen, die massenhaften Züge, die kommen und gehen. Wie viele Menschen sich liebhaben und ihr Schloss ans Brückengitter hängen. Unglaublich. Die bunten Schlösser glänzen in ihren vielen Farben im Sonnenlicht. Es blinkt und blitzt und funkelt. Unten fließt der Rhein. Gemächlich und irgendwie ganz gleichmäßig. Es riecht nach Wasser und nach Herbst und der Blick schweift unweigerlich zu den kleinen Häuschen am Alten Markt. Die bunten Fassaden, die spitzen Dächer – jetzt bin da.

Drinks de ejne met?

Natürlich bin ich nicht allein unterwegs. In Köln ist man ja nie allein. Egal wo du hingehst, wenn du dich nicht ganz blöd anstellst, dann bist du maximal bis zum ersten Kölsch allein. Ich habe aber 29 andere im Schlepptau – Reisegruppe Köln so zu sagen. Unser Ziel: eine kleine Kneipe in der Altstadt. Eine echte Kölsch-Kneipe so zu sagen. Mit einem Köbes wie im Brauhaus, mit Sauerbraten und Flöns auf der Karte und mit Musik aus den Lautsprechern. Kölsche Musik natürlich. Während des Essens noch leise, damit man sich unterhalten kann, oder wie es op Kölsch heißt: Schwade. Danach darf man dann ein bisschen Schunkeln und mitsingen. Wenn man´s kann. Kann ich natürlich. Aber soweit sind wir noch nicht.

Die Jungs an der Theke begrüßen uns mit echter Kölscher-Herzlichkeit. Und beim ersten Blick sagt mir mein Bedienungsherz: dat wird interessant! Aber warten wir mal ab. Bis alle Mann sitzen und sich geeinigt wurde, wer welchen Platz haben darf vergeht ein bisschen Zeit. Rein theoretisch wäre das der Vorlauf gewesen, der unseren Jungs hinter der Theke gereicht hätte, um das Kölsch zu zapfen – aber eben nur theoretisch. Praktisch warten wir auf das erste Kölsch. Gefühlt eine Ewigkeit. Weil es sich ja besonders lange wartet, wenn man Durst hat. Mit einem freundlichen Lächeln und einem netten Spruch bringt unser Köbes jetzt aber endlich das Bierchen.

Et kütt wie et kütt

Der Zappes hat erste Schweißperlen im Gesicht und während die letzten Gäste ihr erstes Kölsch bekommen haben die ersten Gäste schon wieder leere Gläser vor sich stehen. Gut, geht bei Kölsch ja schon mal schnell, zum mal, wenn Bayern ansetzten. Die bereuen es bekanntlich auch früher als geübte Kölsch-Trinker – aber wenn des hier so weiter geht, dann geht hier keiner mit einem Rausch raus – weder die Kölner noch die Bayern. Ich schau mir das Spektakel noch ein paar Minuten an. Währenddessen ich hier an dieser Stelle gerne erkläre was der Köbes eigentlich ist: Köbes ist die Kölsche Form von Jakob. (Was erklärt, warum eine Frau auch kein Köbes werden kann) Einer Legende zu Folge, seien diejenigen Pilger, die den Jakobsweg bestritten haben von ihrer Reise zurückgekehrt und hätten so viel zu erzählen gehabt, dass der Wirt sie gleich angestellt hat. Irgendwann kamen Forscher an und haben gesagt, die Legende stimmt nicht. Ich find sie schön. Jedenfalls ist das besondere an einem Köbes, dass er neben seiner ruppigen Art und seiner blauen Schürze vor allem so lang leere Kölsch Gläser gegen neue tauscht, bis der Gast deutlich zu verstehen gibt, dass es zahlen möchte und kein Kölsch mehr will. Beim Köbes bestellst du nicht. Da trinkst nur. Die beiden Fachkollegen von heute Abend haben das noch nicht verstanden. Weil ich merke wie die Stimmung bei unserer Reisegruppe anfängt zu kippen, weil mein Bedienungsherz wild pocht und weil mir eh ois wurscht ist – ist das hier der Moment, wo ich die Paula auspacke und eben schnell mal helfe. Schließlich sind wir nicht die einzigen Gäste in dem Laden. Und glücklich schaut grad niemand.

Wat wells de maache?

„Jungs, Vorschlag, ihr kümmert euch um die anderen Gäste, ich mach die 30 von der Reisegruppe und alle sind glücklich?!“ „Liebschen, dad is nett von dir, aber kannste da auch?“ Ich schau kurz auf meine 13cm Highheels, dann auf den Kranz Kölsch der grade im Begriff ist, in sich zusammen zufallen und sage einfach nur: „ja“ Und damit ist die Sache geritzt. Ich schnappe mir erstmal 6 Flaschen Wasser für die Damen, dann Gläser und Wein und bis ich wiederkomme, hat der Zappes zwei herrliche Kränze gold-blonder Flüssigkeit in Reagenzgläser gezaubert. Herrlisch. So läuft des. Während mein neuer Kollege Felix die Bestellungen fürs Essen aufnimmt, kümmer ich mich drum, dass kein leeres Kölsch-Glas irgendwo rumsteht. Die Reisegruppe hat den größten Spaß an mir und der Zappes gesteht mir, dass kurzfristig zwei Kollegen ausgefallen sind und sie deswegen ein bisschen ins Schwimmen gekommen sind. Kein Problem, die Paula ist ja da.

Während wir den Hauptgang servieren stelle ich fest: ich mach in der Küche auf 13 cm einfach keine gute Figur. Es ist unfassbar rutschig und scheiß-unbequem auf Zehenspitzen 5 Teller zu balancieren. Aber wir wuppen des. Hervorragend. Alle bekommen essen, zum Teil sogar das richtige und zu trinken haben sie auch genügend. Herrlisch.

Do laachs de disch kapott

Falls jemand an dieser Stelle sorge hat: ich bin von meinen Neu-Kollegen ausreichend mit Kölsch versorgt worden. Ich musste nicht leiden. Allerdings musste doch ein bisschen Überzeugungsarbeit von meiner Reisegruppe geleistet werden, dass sie mich wieder mit heimnehmen können. Ich befürchte die hätten mich sonst behalten. Die beiden Jungs aus der Küche jedenfalls, haben gleich nach Schichtende gefragt: „kommste jetzt öfter?“

Et bliev nix wie et wor

Kleine Gläser zu servieren ist tatsächlich was ganz anderes als unsere Maßkrüge. Und tatsächlich rennst du auch viel mehr. Tatsächlich ist es für den Gast aber keinerlei unterschied, ob Köln, München oder Dachau. Ob Angestellt oder Aushilfe – in dem Moment wo du bedienst, gehörst du dazu. Zu denen, die alles abkriegen. Von „meinen“ Gästen war keiner dabei, der nicht wusste, dass ich eigentlich auch Gast war, aber es waren welche dabei, die vergessen haben, dass ich nicht ihre Angestellte bin. Und damit kann ich, auf gut Kölsch, „quasi“ direkt an meinen Bierzelt-Berichten aus Dachau anschließen! Das alles liegt nämlich nicht an Köln oder München. Nicht an großen Gläsern oder kleinen – jeden Tag steht irgendwo auf der Welt ein Depp auf – und in 100% der Fälle sitzt der in meinem Service. Selbst wenn ich eigentlich gar keinen habe. Da vergisst man dann Bitte und Danke und zamhelfen geht sowieso nicht und überhaupt: „wo ist denn die Bedienung eigentlich hin? Die wollte doch noch eine Servierte bringen. Mein Essen wird kalt und kann nicht anfangen, weil ich keine Servierte habe. Und mein Kölsch ist auch schon wieder leer. Bring mal noch eins. Und ich brauche Wasser…“

Trotzdem und wie immer: die wunderbaren anderen 95% meiner Gäste sind die, die diesen Job so wunderbar machen. Die es feiern, dass es Leute wie mich gibt. Paulas, die des eben schnell mal in die Hand nehmen und die sich die Hände schmutzig machen, anstatt zuzuschauen, wie die Kollegen ohne Aussicht auf ein Rettungsbot untergehen. Und wegen diesen Gästen mache ich das so gerne.

Et hätt noch emmer joot jejange

Liebes Köln, du bist Wahnsinn. Jedes Mal aufs Neue. Du machst es immer gut. Und du warst dieses Wochenende der Beweis dafür, dass es niemals an irgendwas anderes liegt als an den Leuten selbst! Schön, dich mal wieder gesehen zu haben. Danke für dinge Lück! Dad jibbet nirjends nur in Kölle!

 

Notiz: Maach et joot, ävver nit zo off – du tust mir so gut – daheim riechts schon nach Wiesn

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