26 und der Rest von heute
Heute: Langsam pressierts – wer noch keinen Tisch hat…
Die große Jagd nach dem Wiesn-Tisch
Seit gestern hat auch der letzte Münchner geschnallt: langsam pressierts! Die Schlange vorm Donisl am Marienplatz war unfassbar lang. Ein paar Verrückte haben tatsächlich vor der Tür gezeltet. Die anderen standen bis zum Odeonsplatz in der Schlange. Lange. Mit vielen, vielen anderen Menschen.
Der Grund: die Wiesntisch-Kontingente für Münchner.
Bist du Münchner – also im Pass –, dann darfst du dich für einen der wenigen Wiesntische anstellen. Weil handelsüblich buchen über die Homepage des Festzeltes kannst du zwar probieren, aber wenn nicht zufällig im vergangenen Jahr ein Gast ohne nennenswerten „Tisch-Erben“ verstorben ist, dann hast du eigentlich keine Chance… Hört sich makaber an – ist aber halt einfach so.
Natürlich würde das niemals jemand so zugeben. Natürlich werden jedes Jahr die Reservierungen für die Wiesn wieder neu durchgeschaut. Und natürlich gibt es Veränderungen. Aber der Durchschnitts-Münchner bekommt davon nicht viel mit.
Mit den Wiesntischen ist es ein bisschen wie mit dem Wohnungsmarkt in München: aussichtslos!
Unter der Woche ist´s gemütlich
Einen einzigen Rat kann ich geben: geht´s unter der Woche auf die Wiesn. Gemütlich am Nachmittag bummeln und gegen halb fünf ins Zelt. Nicht „vorgeglüht“, sondern sauber beieinander und fröhlich.
Und mit „sauber beieinander“ meine ich nicht im 800 Euro teuren Dirndl! Sondern einfach nicht volltrunken und mit einem Lächeln auf den Lippen freundlich die Bedienung fragen, ob´s a Platzerl hat. Ihr werdet erstaunt sein, was alles geht!
Immer dran denken: bloß weil´s euch pressiert, einen Platz zu bekommen, pressiert’s uns no lang ned!
Besuch aus Bochum-Wiemelhausen – ein echtes Wiesn-Abenteuer
Na? Im letzten Urlaub auf Mallorca wieder geprahlt, dass ihr „fußläufig“ zur Festwiese wohnt und des ja gar kein Problem ist, wenn die nette Bekanntschaft euch zum Oktoberfest besuchen kommt?
Ist ja auch kein Problem, aber ich verrate euch ein Geheimnis: Die neuen Freunde aus Bochum-Wiemelhausen kommen mit den Kollegen aus Lüdenscheid am mittleren Wiesnwochenende! Landen Freitagmittag um 14 Uhr am Hauptbahnhof und haben auf der Fahrt schon kräftig Bitburger genossen!
Mit rot-karierten Hemden, Seppelhut und Ziegenlederhose samt Hosenträgern wanken sie euch auf dem Bahnsteig entgegen und freuen sich unendlich drauf, „den Wiesen“ zu feiern. Spätestens jetzt bereut ihr eure Einladung!
Weil ihr euch aber nicht blamieren wollt, macht ihr euch gemeinsam mit eurem Besuch auf zur Festwiese und zermartert euch auf dem Weg dorthin das Hirn, wie ihr aus dieser Misere rauskommt: Schließlich könnte es passieren, dass ihr mit dem Blick auf den Zapfhahn verdurstet.
Die Zelte sind schon längst zu, die Bedienung, von der ihr vor 4 Jahren mal die Handynummer bekommen habt, geht nicht dran und auf der Festwiese gibt’s zwar Steckerlfisch und Haxnsemmel, aber weit und breit kein Bier „to go“.
Italiener-Wochenende – Ausnahmezustand auf der Wiesn
Nachdem ihr mit euren verkleideten Seppeln und Heidis in der Altstadt am Freitagabend versumpft seid, haut ihr sie am Samstag um 6 Uhr aus den Betten, schnell einen Kaffee und dann ab auf die Theresienwiese!
Anstehen ist angesagt, weil sonst habt ihr heute wieder keinen Platz. Herrlich! Um 8.30 Uhr gehen die Zelte auf und die Jugend stürmt selbige. Mit gewaltigen Sätzen springen sie von Tisch zu Tisch und legen sich der Länge nach drauf, bis ihre Kollegen auch endlich da sind. Dann wird in Ruhe Karten gespielt und gewartet, bis die Bedienungen um 9:30 ihren Dienst antreten.
Ja, wir werden beklatscht, wenn wir ins Zelt kommen – ja, es wird gejubelt und gegrölt, wenn wir das erste Bier bringen – und nein, es ist nicht unser Lieblingstag auf der Wiesn! Weil wir rennen jetzt 13 Stunden durch, ohne Unterlass!
Am Tisch neben euch wird gerade die erste Maß geext. Einfach so, um 9:37 Uhr am Samstag früh. Der Italiener wird von der Security des Zeltes verwiesen. Darf auch nicht mehr rein. Auf der anderen Seite speibt ein junges Mädel im viel zu kurzen Dirndl unter den Tisch. Der schicke rote String ist für alle sichtbar. Schee, so a Ausflug auf die Wiesn.
Es pressiert gar nichts – die goldene Wiesn-Regel
Lasst mich raten, so oder so ähnlich ist es einigen von euch schon ergangen. Allen, denen es noch nicht passiert ist: hier die Warnung! Ladet sie einfach nicht ein zur Wiesn und wenn doch, dann nur unter der Woche und auf Kosten von Urlaubstagen oder wenn ihr schon seit Jahren einen ordentlichen Tisch auf der Wiesn habt’s und die Gäste sich den auch verdient haben.
So ein Tisch ist schneller weg, als man sich vorstellen kann. Ach, und noch was: Wenn du wegen guten Betragens und angemessener Kinderstube vor Jahren mal die Telefonnummer einer Wiesnbedienung bekommen hast, dann heißt das nicht, dass du lebenslänglich Anrecht auf einen Tisch hast!
Schon gleich dreimal nicht, wenn dir das am Samstagnachmittag zum Reservierungswechsel einfällt. Nur weil du meinst, es pressiert dir ganz gewaltig, pressiert’s uns no lang ned.
Frohe Weihnachten
Es gibt natürlich auch ein paar herrlich bezaubernde Gäste, für die wir uns ein Bein ausreißen, damit die noch ein Platzerl bekommen bei uns. Jene, die unseren Namen und unsere Telefonnummer nicht nur dann nutzen, wenn es ihnen schrecklich pressiert, sondern auch an Weihnachten liebe Grüße schicken.
Die in aller Ruhe am Montagmittag mal vorbeischauen und uns einen Cappuccino vorbeibringen, weil wir seit Samstag früh nämlich keinen Kaffee mehr hatten. Die uns einfach so besuchen. Auf einen Ratsch und eine gebrannte Mandel.
Die, die unterm Jahr einfach so mal fragen, wie es uns geht. Verrückterweise sind das gar nicht unbedingt Münchner, die kommen aus Wülfrath, Herten oder Schrobenhausen. Und manchmal haben wir dann einen Platz für die, am mittleren Samstag. Vormittags. Damit sie sich das Spektakel mit uns zusammen anschauen können. Dann sitzen wir da und staunen. Und dann pressiert gar nichts.
Sarà perché: du, host du des Jahr wieder an Tisch? – mei, i hob doch no die Numma von dera Dings… – mir pressierts gar nicht