Bierzelttagebuch 2022 – vielleicht noch 25 Tage
Fleißige Bedienchen
Das Dachauer Volksfest hat für mich viel früher und viel später zu gleich begonnen. Viel früher, weil ich mich um die Bedienungen für den Garten kümmern durfte. Kein leichtes Unterfangen, in Zeiten wie heute. Nach Corona Jahren, in denen keine Hilfe, keine Sonderzahlung, kein Fonds für Bedienungen gegriffen hat. Nach Jahren, in denen Vollzeit Bedienungen schauen mussten, wie sie über die Runden kommen, weil keiner da war, der geholfen hat. In Zeiten, in denen sowieso überall Arbeitskräfte fehlen. Und dann Dachau – bekanntlich nicht einfach nur ein Volksfest, sondern ein „Fressen vor dem Herrn“ – ein Volksfest, welches den Bedienungen wirklich alles abverlangt in Sachen Kraft und Kilometer, aber dazu gerne später mehr.
Ohne Adrenalin
Viel später, weil ich die ersten beiden Tage noch verhindert war. Heißt, ich habe erst am dritten Volksfesttag meinen Dienst angetreten. Das allerdings macht die Sache nicht leichter. Alle sind schon voll unter Strom und haben die ersten zwei unfassbaren Tage schon hinter sich. Das Adrenalin und dieses Kribbeln vom ersten Tage fehlen mir – und ganz ehrlich, es kam auch die ganzen 8 Tage nicht… Weil es eben was anderes ist, wenn man nicht von Anfang an dabei ist.
Cola, Spezi, Wasser
Erschwerend hinzu kommt, dass am dritten Tag der ein oder andere gewisse Start Schwierigkeiten hat. Nicht nur den Bedienungen sieht man die ersten zwei Tage an, auch den Gästen. Da passiert es also, dass gestandene Mannsbuida erst zum frühen Nachmittag kommen und mit halber Stimme vorsichtig nach einem kleinen Spezi fragen. Das per se ist schon lustig. Die Paula krönt es aber gerne noch: Das kleine Spezi kommt dann mit Strohhalm im Glas. Weil ich´s kann. Endlich Volksfest und alle Lachen – sogar ich. Weil´s ja schon schön ist im Bierzelt.
Fleißige Bienchen
Dem Petrus sei Dank – haben wir dieses Jahr einen Jahrhundert Sommer. Ein wahr gewordener Traum. Sonne, Hitze, blauer Himmel, soweit das Auge reicht. Es ist wundervoll – für alle die, die an See, an Berg oder sonst wo hinfahren können. Zum Arbeiten im Bierzelt ist es – wie soll ich sagen – Wahnsinn. Für die Gäste auch. Weil es einfach so warm ist. Aber nass wäre ja auch blöd. Und kalt auch und Schnee noch blöder. Also meckern wir nicht über das Wetter, sondern freuen uns einfach über die lachende Sonne. Unseren Gästen in Dachau war des Wetter grade recht. Sie kam zuhauf. In Schaaren und sie hatten alle Hunger! ALLE! Also war ich für meine Gäste eigentlich kaum zu sehen, weil mein Schlitten so vollgeladen war, dass man mich kaum gesehen hat. Und wenn er leer war, dann bin ich gleich wieder zurück in die Küche gelaufen und hab neues Essen geholt. Nicht nur ich. Alle anderen Bedienungen auch. Weil wir eben fleißige Bienchen sind.
Fleißige Bedienchen
Da ist er, der Moment, der das Leben im Bierzelt ausmacht. Dieser eine kurze Moment, in dem ich grade mal schnell Luft holen kann, weil Lieblingsgäste endlich die alles entscheidende Frage stellen: „Du Paula, mogst o dringa?“ Jaaa, mog i. Der erste Schluck Bier in Dachau. Vom treuesten Gast. Aus einer frisch gezapften Schaumigen. Nachmittags um drei. Himmel auf Erden.
„Woaßt du scho, dass ihr Bedienchen seid?“ und dann wird gelacht. Das macht des Arbeiten im Bierzelt halt aus. Neben all dem Schuften, Schleppen, Rennen und Schwitzen sind es diese Momente, wegen denen ich morgen wieder komme.