noch 44 Tage – und der Rest von Heute!
Volksfest in Dachau
Dachau. Mitten in der Stadt. Auf der Ludwig-Thoma-Wiese ist der Aufbau des Volksfestes fast fertig. Das große Zelt steht. Die kleinen Weißbiergärten auch. Die Fahrgeschäfte. Die Buden. Alles ist fertig. Also nicht ganz. Aber fast.
Im großen Zelt sind die Tische und Bänke noch auf Paletten gestapelt. Aber das wird sich jetzt gleich ändern. Die Bedienungen und Kellern strömen nämlich ins Zelt. Und das sind bekanntlich diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass es gemütlich wird im Zelt. Deswegen müssen sie die Tische und Bänke auch selbst aufbauen. Völlig klar. Damit zum Volksfestabend alles steht, müssen sie das einen Tag vorher machen. Also heute. Am Donnerstag. Das ist Pflicht. Und obwohl das nicht bezahlt wird und obwohl es eine Scheiß-Arbeit ist – ist es irgendwie schön.
Warts ihr schon mal in einem leeren, frisch aufgebauten Bierzelt? Da riecht es nach frischem Holz und nach würzigem Hopfen. Weil der Boden neu ist. Weil die Hopfenranken schon am Zelthimmel hängen. Herrlich.
Dann geht’s los. Ein Tisch, zwei Bänke, Reihe 1. Schon sind wir mittendrin in der Widerlichkeit des Bierzelts. In Unserem Fall: Reste der Löwenbräu-Wiesn 2018. Auf den Tischen bappt noch die halbe Wiesn aus dem letzten Jahr. Samt Bier und Hendl-resten. Ist des ekelhaft. Aber so ist es halt. Weil nach 16 Tagen die Putzwut von den Bedienungen etwas nachlässt. „Nach mir die Sintflut“ oder so. Keine Ahnung was die sich denken. Wir müssen da jetzt jedenfalls durch. Alles aufbauen und dann alles putzen.
Wie gesagt, ein bisschen was Schönes hat das alles auch. Es ist ein großes Hallo und Servus zwischen den ganzen Bedienungen. Viele von denen hat man ein Jahr nicht gesehen, weil wir halt überall verteilt sind. In verschiedenen Bierzelten. Aber in Dachau sehen wir uns alle wieder. Des is so schee. Da sind Hasi und Mausi. Spatzl und Schnucki. Ja, gut. Es sind auch da Grantler, da Zipfe und de Hexe da. Aber in welcher Firma mag man schon alle Kollegen. Und ja. So schlimm es ist. Wir nennen uns tatsächlich kaum beim Namen, sondern haben ganz oft viele Kosenamen. Verrückt eigentlich. Und ich muss gestehen: bis vor 10,5 Monaten ist mir das überhaupt nicht aufgefallen, wie viele Menschen mich Schatzi-Mausi-Hasi nennen – wahlweise, wie viele Menschen ich so nenne. Einfach weil es viel einfacher ist. Weil es ja soooo viele Namen sind. Weil beim Einstuhlen noch keiner ein Namensschild trägt.
Die Paula kennen sie alle. Warum auch immer. Noch bevor ich das Zelt betreten habe, rufts schon „Servus Paula“. Mein Opa hätte gesagt: Das ist eine Marke. Bin ich ja auch.
Des wichtigste am Einstuhlen ist aber das Losen.
Also der Moment, wo du deine Nummer ziehst, damit du weißt, wo du arbeitest. Bei uns im Team macht des, natürlich, wie sollte es anders sein, die Paula. Dann gibt’s noch ein bisschen Hackelei, weil wir nur zweier Lose ziehen können, aber zu viert arbeiten wollen. Dann müssen wir eben tauschen. Das ist aber nicht so einfach. Weil vermeintlich der eine Service besser ist, als der andere. Weil die Wege kürzer oder länger sind. Weil es halt so ist. Aber am Ende ist dann alles gut und jeder hat eine Station bekommen. Dann war´s des auch schon.
Ach nein, noch nicht ganz. Die Pausenzeiten, die werden auch noch verhandelt. Im Team. Weil einer muss ja immer im Service bleiben. Schwierig, wenn alle zusammen auf ein Weißbier gehen wollen. Alkoholfrei wohlgemerkt. Für den Service gilt ja strenges Alkoholverbot. Eh klar. Am Ende wird auch das geregelt sein. Und es wird ein herrliches Volksfest werden. Friedlich und süffig. Für die Gäste. Friedlich und fröhlich für die Bedienungen.
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann kribbelt es jetzt schon ein bisschen. Unter der Haut. So wie an Weihnachten. Die Paula ist aus dem Schrank gekrochen. Sie ist wieder da. Für 10 Tage in Dachau im Bierzelt. Is des schee.
Uii schau – die Jungs von der Band sind auch schon da. Servus Jungs. Seid´s schon heiß? Mia a. Auf geht´s spuits oan auf. Auf a friedliches Volksfest.
Notiz: schee, dass alle da sind – schee, dass alle gesund sind – schee, dass ich das machen kann