Ein freier Tag

noch 15 und der Rest von heute

Heute: Bierkultur am Rhein

Ab zum Rhein

Ich bin der Inbegriff eines Münchner Kindl und hundsstolz drauf! München ist meine Stadt. Mein Herz. Mein Blut ist weiß und blau. Weißwürscht sind immer ein Frühstück und Helles ist für mich ein Grundnahrungsmittel. Brezen helfen gegen alles und Zwetschgendatschi macht glücklich. Ein Spaziergang durch München hilft beim „Akku aufladen“ und die Füße in die Isar hängen erweckt neue Lebensgeister.

Ein Münchner Kindl auf Abwegen

Nichts desto trotz, es gibt in unserem vielfältigen Land noch einige andere tolle Ecken, denen ich einiges abgewinnen kann. Der Niederrhein beispielsweise. Ob nun die Domstadt mit Häz, Kölns Parkplatz oder der Bökelberg – entlang des Rheins kann ich mich schon auch wohlfühlen. Es ist ganz anders wie daheim. Aber eben auch schön.

Mini-Auszeit vorm Wiesn-Wahnsinn

Bevor ich mich in den nächsten Tagen völlig in die Wiesn-Vorbereitungen stürze, nehme ich mir noch ein paar Tage Auszeit. Und spioniere. Und erzähle euch davon. Habe nämlich gehört, dass im Neuss’er Hoheitsgebiet ein Bierzelt aufgebaut wurde. Das muss ich mir anschauen. Ganz ohne Dirndl und ohne Maßkrüge. Als Gast. Inkognito.

5 Alt san a Maß – oder doch nicht?

Ein Liter Bier gilt im Freistaat als Maßeinheit. „A Hoibe“ auch. Sonst gibt’s nix. Du bestellst a Maß oder a Hoibe. Wenn du im Wirtshaus ein kleines Bier haben willst, wird es ähnlich schwierig wie im Bierzelt a Hoibe zu bekommen. So ist das Gesetz.
Du kannst natürlich am Volksfest auf Weißbier umsteigen, das wird handelsüblich in 0,5 Litern, also als Hoibe ausgeschenkt. Kleiner gibt’s nix. Nicht im Freistaat. Wie schaut des auch aus, wenn eine kernige Bedienung mit 10 Reagenzgläsern durch die Menge läuft, weil zwei Mannsbilder Durst haben?

Bierkultur-Schock am Niederrhein

Aber es gibt Bierzelte, da bekommt der Gast den Gerstensaft in 0,2-Liter-Einheiten. Ehrlich. Kein Scherz! Gut, die Bedienung schaut nicht ganz so „daarbat“ aus wie bei uns in Bayern – dafür hat sie sicherlich mehr Kilometer auf der Felge wie unsereins. Obwohl … stimmt wahrscheinlich auch nicht.
Diese Art Bierzelt hat nämlich nicht nur kleine Gläser, sondern auch Selbstbedienung. Heißt: Die Gäste können an der Theke ihr Bier ordern (und das für ihre Kollegen gleich mit) und tragen dann die süßen kleinen Gläser auf runden Tabletts zum Stehtisch. Jaaa, wir sind immer noch im Bierzelt! Wo rings um die Isar im handelsüblichen Bierzelt eine Biertischgarnitur an die nächste gereiht ist – ist in Rheinnähe das Bierzelt zwar auch mit Tisch und Bank ausgestattet, aber eben auch mit Stehtisch und Theke.

Vorsicht, gefährlich: die kleinen Gläser!

Bevor ich jetzt für den Rest meines Lebens Einreiseverbot für Nordrhein-Westfalen bekomme: Eure kleinen Gläser sind gefährlich. Sehr gefährlich. Viel gefährlicher wie unsere großen! Zumindest dann, wenn man vorher über die kleinen Gläser lustig macht!

Allerdings: Ihr, liebe Verfechter des Reagenzglases, ihr seht nach 5 Alt um Welten besser aus als nach 1 Maß. Muss ja auch mal gesagt sein.

Bayern vs. Rheinland: der große Biervergleich

Woran das liegt? Ich versuche mich mal in einer Erklärung:
Münchner Hell – wird auch Lagerbier oder einfach nur Helles genannt. Helles ist eine untergärige, hellgelbe und schwach gehopfte Biersorte. Das bedeutet, es ist sehr mild im Geschmack, hat kaum Bitterstoffe und wird vor der Abfüllung gefiltert. Das sogenannte „blanke Bier“ hat einen vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalt von 4,7 bis 5,4 Volumenprozent.
Altbier – das Grundnahrungsmittel am Niederrhein. Altbier ist eine obergärige Biersorte. Obergärig bedeutet, dass der Gärprozess bei einer höheren Temperatur stattfindet als bei untergärigem Bier. Im Vergleich zum „Hellen“ aus Bayern ist das „Alt“ vom Niederrhein dunkel, kräftig in der Farbe und deutlich aromatischer. Mit seinen 4,9% vol. legt ein durchschnittliches Alt aber ordentlich was ins Reagenzglas.

Das Tempo macht den Unterschied

Prima – jetzt wissen wir zwar, dass Alt stärker ist als Helles, verstehen aber noch immer nicht, warum die Alt-Trinker das Helle nicht so gut vertragen und andersrum genauso.
Das liegt an den Gläsern. Zum einen schmeckt Helles nicht aus kleinen Gläsern und Alt nicht aus großen Gläsern. Zum anderen ist die Taktung der Trinkgeschwindigkeit individuell der Glasgröße anzupassen – und da liegt der Hund begraben!
Während man die erste Maß Bier in unterschiedlichen Schluckgrößen auf 27 Minuten verteilt austrinkt, verhält es sich mit 5 Alt genauso – nur ganz anders. Das erste schmeckt nur ganz schnell ganz gut. Das zweite genießt man. Das dritte muss man trinken. Das vierte schmeckt nur ganz schnell und ab dem fünften genießt man wieder jedes.
Wir haben jetzt 38 Minuten gebraucht für den ersten Liter Alt-Bier. Das ist das ganze Geheimnis. Es geht mit Alt nicht schneller und mit Hellem nicht langsamer!

Prost, meine Herrschaften!

Wer diese Regel jedoch beherrscht, der kann am Rhein das Alt aus kleinen Gläsern und in Bayern das Helle aus großen genießen und – und das ist das Wichtigste – sich am nächsten Tag noch dran erinnern!
Prost meine Herrschaften!

Sarà perché: ich freu mich so auf all die Alt / Kölsch / Pils Trinker, die mich besuchen kommen – lang so nimmt g´seng – Zeit werde

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