Druck

19 und der Rest von heute

Heute: Der Druck der Zeit und wie schnell sie geht

September – mein Monat zwischen Wiesn, Neubeginn und Abschied

Es ist September. Für mich einfach schon seit Jahren der krasseste Monat im Jahr. Da kann kein Dezember und kein Mai mithalten. Es ist der Wiesn Monat. Es ist der letzte Monat bevor das Weihnachtschaos los geht. Es ist das Ende vom Alten und der Anfang. Und trotz allem, oder vielleicht genau deswegen, ist es einer meiner Lieblingsmonate.

Frische Luft, goldene Sonne und das Gefühl von Heimat

Der Sommer ist zwar vorbei und der Winter noch nicht da und Herbst ist es auch nicht, aber die Luft ist so herrlich frisch. Es wird wieder alles bunt und die Sonne hat so eine besondere Kraft. Die frühen Morgenstunden sind in diesem Monat ganz besonders ruhig und der Tau auf Wiesen und Autos mach die Tage so frisch.

Es ist noch nicht so hell in der Früh und es ist noch nicht so dunkel am Abend. Und irgendwie ist der September mein „Heimat-Monat“ mein München-Monat, mein Gefühl.

Ich mag den September sehr. Obwohl – zugegeben – eigentlich mag ich ja eh jeden Monat, jede Jahreszeit, überhaupt jede Zeit. Weil jede Zeit auch etwas Besonderes mit sich bringt. Aber der September ist eben ganz besonders.

Wenn die Zeit rennt und Momente einfach verschwinden

Ferien, Schulbeginn, Wiesn. Genauso könnte man diesen Monat beschreiben und zack ist er auch schon wieder rum. Die Zeit verfliegt so unglaublich schnell. Jedes Jahr kommt es mir so vor, als ginge es noch ein bisschen schneller. Manchmal habe ich das Gefühl, die Zeit viel zu wenig zu genießen. Alles ist durchgetaktet, verplant. Wenn ich morgens eine Stunde später aufstehe, dann ist der Tag fast schon verloren. Mir fehlt dann was. Dieser Moment mit mir. Das einfache Genießen und in den Tag schauen. Zeit haben. Weil die Zeit einfach unaufhörlich rennt.

Im Biergarten vergeht die Zeit noch schneller

Besonders fällt mir das beim Arbeiten auf. Im Biergarten oder im Bierzelt rennt die Zeit irgendwie noch schneller. Da sind 5 Minuten eine gefühlte Ewigkeit und doch so schnell vorbei, dass man sie gar nicht mitkriegt. Wenn meine Kollegin zum Beispiel 5 Minuten zum Atmen hinters Haus geht und ich mit all den Gästen alleine bin, dann fühlt es sich wie eine Ewigkeit an. Dann rufen alle Gäste nach mir und jeder will was anderes und alle brauchen was. Gefühlt verdurstet grade jeder und verhungert sind sie sowieso schon.

Zwischen Stress, Ratschen und kleinen Glücksmomenten

Wenn ich aber bei Gästen am Tisch stehe und einen kurzen Ratsch halte, weil die Gäste von ihrem Urlaub, ihrem Leben, ihren Träumen und ihren Gedanken erzählen wollen (und vielleicht auch müssen) dann sind 5 Minuten nix! Die sind gleich rum und eigentlich habe ich die gar nicht. Also die 5 Minuten zum Ratschen. Weil die anderen Gäste es ja schon wieder eilig haben, verdursten und verhungern. Dabei ist das so ein schöner Moment. Einfach mal freundlich sein und sich Zeit nehmen.

Mehr als nur Teller-Taxi: Warum ich meinen Job so mag

Als Bedienung bringst du nicht nur Getränke und Essen an Tisch und kassierst später ab. Du bist Therapeut, Unterhalter, Berater und manchmal sogar Seelenklempner. Und soll ich Euch was sagen: das mag ich ganz besonders daran. Wenn man Zeit hat, mit seinen Gästen zu ratschen und zu lachen. Sich die Geschichten anhören kann und mehr ist, als nur Teller-Taxi.

Wie ein kleiner Zettel große Stimmung zaubert

„Wos is denn hier los?“ frage ich an einem Tisch, an dem die Stimmung den Tiefpunkt erreicht hat. 3 Damen und zwei Herren ziehen ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter und seit sie bei mir zu Gast sind, habe ich sie noch nicht einmal Lachen gesehen.
„Ach nichts. Wir werden uns nicht einig, was wir heute noch machen wollen und wie wir die nächsten Tage gestalten!“
„Aha, wost stäht denn zur Auswahl“ frage ich fröhlich lächelnd und bleibe stur heil am Tisch stehen.
Mir kommt alles entgegen: Wellness, Schifferlfahrn, Bergtour und Wanderung sind nur ein kleiner Auszug. Ich nehme kurzerhand meinen Bedienungsblock zur Hand und schreibe alle Ideen auf einen separaten Zettel und falte ihn zusammen. Weil es schon Mittag ist, mache ich zwei Stapel – einen für heute Nachmittag und einen für morgen. Dann frage ich: „Wer von Euch zahlt heute die Rechnung?“
Die Damen zeigen auf einen Herrn. Ich reiche ihm den Stapel „heute“ und fordere ihn auf einen Zettel zu ziehen. Schifferlfahrt steht drauf. Dann frage ich Damen, welche die Mittlere ist, also vom Alter her. Es wird kurz hin und her überlegt bis sich eine Dame von den drei finden lässt und die zieht aus dem zweiten Stapel für morgen die Wallbergbahn. Tatsächlich lachen alle.

Manchmal reicht ein kleines Dankeschön

Als die Gäste gehen, kommt eine von den Damen extra nochmal zu mir: „Herzlichen Dank für ihre Zeit. So viel gelacht wie die letzte Stunde haben wir schon lange nicht mehr. Sie wissen gar nicht, wie wertvoll sie sind!“
Ich kann euch gar nicht sagen, wie gut das getan hat!
Und für die Grantler: ich habe es nicht fürs Trinkgeld gemacht. Ich habe auch nicht sonderlich viel Trinkgeld an dem Tisch bekommen. Ich habe es einfach gerne gemacht. Die Worte von der Dame haben so sehr gutgetan, dass mir wieder eingefallen ist, wie schön die Zeit eigentlich sein kann.

Sarà perché: Am Berg war i scho lang nimma – Servus September – Zeit ist so kostbar

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