25 und der Rest von heute
Heute: Und dann sowas
Der Biergarten ist brechend voll. Ich gfrei mi narrisch. Weil so viele Gäste Hunger haben und ich mit meinem kleinen Schlitten (dem großen Tablett) so richtig Gas geben kann heute. Vorspeise, Hauptspeise, Kaiserschmarrn und des ganze wieder von vorn. An den meisten Tischen sitzen gleich mehrere Parteien. Die Kirch´ hat noch nicht mal zwölf Uhr glitten und mir lauft scho des Wasser den Buckel runter. Herrlich. Genau so mag ich des. Es ist viel aber wir sind im Flow. Zumindest bis jetzt.
Blindflug durch den Biergarten
Ein bisschen anders ist das Arbeiten im Biergarten natürlich schon. Ich gehe nicht an die Kasse, boniere meine Speisen und gehe mit den Bons in Küche und hole dort einfach ab was ich brauche: meine Kollegin boniert, der Bon kommt in der Küche raus und ich nehme alle Teller mit, wo ihr Name draufsteht.
Ein ziemlicher Blindflug.
Die Gäste sehe ich erst, wenn ich mit dem Essen zu ihnen an den Tisch komme. Meistens habe ich für alle Gäste einer Partei auch alle Gerichte samt extra Beilagen dabei. Mein Küchenchef am Pass ist eine Weltmacht und schickt mich erst los, wenn ich alles zusammen habe.
Aber manchmal, habe ich halt auch nicht alles dabei, vor allem dann, wenn mehr als 6 Leute am Tisch sitzen. Wir sind eben ein Wirtshaus und kein Bierzelt. Bei uns gibt’s hübsche große Steingut Teller und keine Mensa Massenware. Die sind ein bisschen größer und die wiegen ein bisschen was. Mehr als die im Bierzelt. Und Ochsenbackerl kann man halt auch nicht so schön stapeln wie halbe Hendl.
„Halloooo, Sie haben was vergessen!“
Nein, hab ich nicht, aber es hat beim besten Willen nicht mehr drauf gepasst! Lächle ich dann zurück und versuche „im Blindflug“ das Essen zu verteilen, welches ich mitgebracht habe.
„Ja aber sollen wir jetzt alle warten?“
Ähm, dass müssen sie unter sich ausmachen, ich würde jetzt in die Küche sprinten und den Rest holen.
„Ja aber wie lange dauert das denn nun noch!“
Ich würde jetzt gerne antworten: je nach dem wie lange sie mich noch aufhalten hier – mache ich natürlich nicht, sondern ich sage: ist gleich da!
„Ja hoffentlich, schließlich warten wir schon ewig!“
Hm, kann ich mir fast nicht vorstellen, aber gut. Ich laufe los. In der Küche steht das Essen bereit und für einen anderen Gast ist auch schon ein Gulasch angerichtet, das nehme ich direkt mit.
Angekommen beim großen Tisch:
„Wurde aber auch Zeit. Wir sind ja alle fast schon fertig! Also das, das so lange dauert hätte ich ja wirklich nicht gedacht!“
I
ch lächle, entschuldige mich kurz und mache mich auf den Weg zum Gulasch-Gast.
Dort angekommen hat die Dame soeben ihr Getränk bekommen und nun von mir das Gulasch. Sie schaut etwas irritiert. Ich wünsche guten Appetit und düse zurück in die Küche, die nächsten Bestellungen stehen sicher schon parat.
Schnellrestaurant oder Wirtshaus?
Fünf bediente Tische später, bekomme ich mit, wie meine Kollegin den großen Tisch kassiert und heftige Schelte bekommt, weil das Essen so lange gedauert hat (laut Küchen Bon waren es 9 bzw. 12 Minuten). Ich gehe hin und versuche die Gemüter zu beruhigen.
„Gnädige Frau, sie hatten am Tisch 4 Gerichte, die frisch paniert wurden und zwei weitere Gerichte, die „a la minute“ zubereiten werden bei uns. Tut mir leid, dass es zu Verzögerungen kam, aber wie sie sehen können, laufen wir alle auf Hochtouren.“
Das wäre keine Ausrede und von einem Restaurant würde sie erwarten, dass es darauf vorbereitet ist, schneller zu kochen. Gut – ich weiß jetzt auch, warum alle Schnitzel gegessen haben, bekommen die daheim nämlich nicht. Weil ein Schnitzel eben keine 5 Minuten Terrine ist.
Ich mach mich wieder auf den Weg in die Küche, die nächsten Teller wollen zum Gast.
Und dann sowas…
Auf dem Rückweg nehm ich den leeren Teller vom Gulasch mit. Frage noch ob es geschmeckt hat.
„Das ist ja wie bei Mc Donalds hier! Hinsetzten, Essen, Trinken, fertig! Das geht mir zu schnell!“
Da siehst du mal wieder: du kannst es nicht jedem recht machen! Dem einen geht’s zu schnell, dem anderen zu langsam!
Und manchmal ist es ja auch wie verhext: da wo es sowieso drängt und brennt, da passiert dann auch noch ein Missgeschick – weil in unserem Biergarten arbeiten Menschen.
Menschen machen hin und wieder Fehler. Selbst wenn die Quote nur 1% liegen würde erwischte es bei 200 Gästen eben auch 2 Gäste.
Das ist: normal, menschlich und einfach auch kein Weltuntergang! Schließlich geht’s bei uns um Genuss in der Freizeit und nicht um eine OP am offenen Herzen. Keiner von uns will Fehler machen oder macht es gar absichtlich. Und wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein…
„Uiii schau, wia liab die Zwergal mit da im Kies spuin!“
„Ja, ganz süß! HEY!! Hans-Peter, hör auf mit den Steinen nach Mirijam zu werfen! Nein! Schluss! Hör auf!!“
Sarà perché: 12 Minuten sind eine halbe Ewigkeit – Bei Mc Donalds gibt’s koa Besteck – warst du schon an Tisch 441?