Auf einen Ratsch mit der Bayrischen Quadratratschn – a echtes Münchner Kindl
noch 4 Tage – und der Rest von Heute!
Tagebuch 2019 – der Countdown zur Wiesn.
Heute: Auf einen Ratsch mit der Bayrischen Quadratratschn oder wie sich München auf die Wiesn einstimmt
München ist ja weithin bekannt für seine Unikate. Egal ob die Bedienung im Wirtshaus oder der U-Bahn-Lokführer. Egal ob der Schankkellner oder der Obststand-Didi. In München findest du an jeder Ecke echte Münchner Unikate. Die sind so wie sie sind. Gradaus. Die granteln und g´schafteln, die sagen „Griaß Gott“ und „Oiso, Pfiat di“. Des „oiso“ davor brauchen sie dringend, weil sie vorher schon drei Mal Pfiat di gesagt haben. Wenn man irgendwo auf der Welt von München redet, dann kommt es nicht selten vor, dass die Menschen, mit denen man sich unterhält, der Meinung sind: in München leben nur Paradiesvögel. Entweder, weil die Leute glauben, dass wir Münchner in einer Lederhosn geboren werden, oder weil wir Münchner halt eben in unserem München dem Paradies so ganz besonders nah sind. Mit zweiterem haben die Leute ja Recht. Das stimmt. Wenn man in München lebt, dann ist man dem Paradies nah.
Eine ganz besondere Münchnerin ist die „Bayrische Quadratratschn“. Als Journalistin, Kolumnistin und vor allem als Quadratratschen weiß die Susi immer wo was los ist. Als echte Münchnerin freut sie sich natürlich genau so sehr auf die Wiesn wie ich. Und weil sich Vorfreude vervielfältigt, wenn man sie teilt, haben die Susi und ich unsere Wiesnvorfreude geteilt und uns über die schönste Zeit des Jahres ausgetauscht. Was macht den eine Quadratratschen so vor der Wiesn? Und auf was freut sie sich am Meisten und überhaupt… ist denn scho Wiesn?
Vorfreude oder Stress oder bitte noch keine Wiesn?
Die Zeit vor der Wiesn ist bei mir meist vollgestopft mit Terminen; heuer war da schon Holzfass-Anzapfen im Wirtshaus „Zum Stift“, die offizielle Wiesn-Maßkrugvorstellung im Armbrustschützenzelt, die Trachtennacht vom Angermaier, ein Presseabend mit den kleinen Wiesn-Wirten usw. auf dem Programm. Zu all diesen Terminen gilt es im Nachgang noch einen Artikel zu schreiben und die Fotos zu bearbeiten sowie das Ganze in die Social Media Kanäle einzupflegen. Bis zum Wiesn-Start habe ich noch mindestens drei weitere Termine, zwei davon direkt auf der Wiesn – es ist also in erster Linie schon Stress … aber positiver Stress! Ich sitze total gern mit den Wiesnwirten, Trachtendesignern und Wirtsleuten zusammen, muss aber mittlerweile auch ganz schön zwischen Job und Privatleben mit einer einjährigen Tochter jonglieren. Vorfreude ist natürlich auch dabei; ich liebe die Wiesn! Und wenn es dann endlich losgeht, ist bei mir zum Glück der meiste Stress schon vorbei.
Wann fängt die Wiesn für dich an?
Wie gesagt, die Pressetermine gehen meist schon recht früh los – ich glaube, die Pressekonferenz zur Wiesn war dieses Jahr im Juli. Und auch davor sitze ich schon an Vorbereitungen, treffe mich mit Designern und schreibe Artikel. Aber wenn ich dann auf der Wiesn meine erste Weinschorle in der Hand habe, dann geht es an den gemütlicheren Teil – und dann geht auch für mich die Wiesn so richtig los!
Wiesn mit Tracht oder ohne oder beides?
Ich ziehe auf die Wiesn eigentlich ausschließlich Tracht an. Ich habe so viele Dirndl und Trachtenteile im Schrank – die wollen ja schließlich auch mal ausgeführt werden! Wenn es mal etwas legerer sein soll, dann finde ich auch einen feschen Zweiteiler oder einen schneidigen Trachtenrock mit Shirt richtig toll. Im Grunde finde ich aber alles ok – die Wiesn ist schließlich ein Festl, auf dem man Spaß haben und mit Leuten zusammenkommen sollte; da ist das Outfit dann letztendlich doch irgendwie zweitrangig.
Hast du besondere Rituale vor, während und nach der Wiesn?
Eigentlich schaue ich immer nur drauf, möglichst nicht krank zu werden, heißt: ich ziehe mich immer lieber zu warm und in mehreren Schichten an. Zur Not tut es dann auch die Jeansjacke oder ein Hoodie drüber. Ich bin ja schließlich nicht da, um einen Schönheitspreis zu gewinnen 😉 . Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als krank im Bett zu liegen, während die halbe Welt draußen auf „meiner“ Wiesn sitzt.
Ach ja, Blusen, Schürzen und Co. werden nochmal durchgewaschen und der Trachtenschmuck in Griffweite deponiert.
Wie sieht dein Perfekter Wiesnspaziergang oder Tag aus?
Wenn man richtig viel Zeit hat, dann sollte man den Tag mit der Mittagswiesn starten: nicht so viel Gedränge, die wirklich reelle Chance auf einen Sitzplatz im Zelt, vergünstigte Preise beim Essen – und wenn dann noch die Sonne scheint, schlürft man die erste Maß im Biergarten. Herrlich! Danach strawanze ich gerne ein wenig über die Festwiese, fahre Riesenrad oder Krinoline, kehre beim ein oder anderen Schnaps-Standl ein, schaue mir die Show beim Schichtl an und schlendere dann zur Oidn Wiesn. Denn die liebe ich ganz besonders! Da darf es gerne noch eine Fahrt mit einem antiken Fahrgeschäft sein, und dann kaufe ich mir und meiner Familie je ein Lebkuchenherz an einem der traditionellen Standln. Der Rest des Tages/Abends steht aber dann doch irgendwie im Verzehr von Flüssig- und Festnahrung ;-). Am liebsten ein Schweinebraten im Zelt „Zur Schönheitskönigin“, in dem es überhaupt nur sakrisch guads Essen gibt; wenn man Glück hat, spielt dann noch einer der Lieblingsvolkssänger. Ein Abstecher ins Herzkasperlzelt muss freilich auch sein – da sollte man sich auf jeden Fall einen Nussschnaps vorne an der Bar genehmigen. Und wenn ich dann noch in Feierlaune bin, geht’s in mein Lieblingszelt „Zur Bratwurst“. Da spielen die „Wuidara Pistols“, und das garantiert eh schon einen guten Abend. Überhaupt ist es dort einfach gemütlich, urig und irgendwie familiär – egal, ob im Zelt oder im Biergarten. Und bevor ich dann nach Hause gehe, schaue ich noch beim „Fisch Bäda“ auf einen netten Ratsch vorbei, kaufe beim Bäda eine Lachssemmel und irgendwo noch Mandeln für meinen Schatz und gehe meist so umara 22 Uhr Richtung Heimat.
Was braucht die Wiesn überhaupt nicht?
Klar, die Wiesn ist Trinken – und auch ich trinke gerne mal ein wenig über den Durst. Was ich aber überhaupt nicht haben kann, sind diese Volltrunkenen, die nicht mehr in der Lage sind, sich zu artikulieren oder gar zu laufen. Manche sind so fürchterlich beinander, dass man direkt schon Angst haben muss. Leider führt der Alkoholkonsum bei vielen auch zu ungeahnten Aggressionen – ich hasse das! Es gibt nichts, was einen Menschen mehr entstellt.
Leider auch immer wieder an der Tagesordnung sind sexuelle Übergriffe, in welcher Form auch immer. Frauen werden von vereinzelten Individuen dann als Freiwild gesehen – und auch das geht überhaupt nicht. Gerne möchte ich da auf die Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ hinweisen – hier bekommt man am Security Point Hilfe, wenn man verunsichert ist, einen sexuellen Übergriff beobachtet hat, sich bedroht oder belästigt fühlt oder Hilfe für einen sicheren Nachhauseweg braucht.
Was ist oder war dein schönste Wiesnerlebnis?
Puh, das kann ich eigentlich gar nicht an einem besonderen Ereignis festmachen. Besonders schön ist die Wiesn für mich, wenn ich den Tag gemeinsam mit meinen Freundinnen verbringen kann, wenn viel gelacht und gesungen wird, man gute Gespräche hat und am Ende des Tages happy ins Bett fällt. Heuer wird es bestimmt eine besondere Wiesn, denn wir werden das erste Mal auch als kleine Familie aufs Oktoberfest gehen – und da freue ich mich am allermeisten drauf!
Zwei besondere Erlebnisse hatte ich dennoch: ich durfte schon zweimal im Zelt den Anstich machen! Einmal beim wunderbaren „Fisch Bäda“, als ich tatsächlich nur zwei Schläge gebraucht habe und damit besser war als der Bürgermeister; und einmal in der großen Schützenfesthalle an der Bavaria, wo ich das aufs Bier wartende Volk nach vier Schlägen erlöst habe. Diese zwei Tage waren definitiv etwas besonderes und werden mir auch ewig so in Erinnerung bleiben.
Deine Wiesnhot-spots – da muaß ma hi, des muaß ma seng
Ich habe es vorher ja schon kurz erwähnt: für mich sind die Zelte der kleinen Wiesnwirte DER Anlaufpunkt schlechthin. Ich liebe die Stimmung in der Bratwurst, ich versumpfe total gerne im superschönen Biergarten vom „Fisch Bäda“ und ich esse am allerliebsten bei toller Livemusik in der „Schönheitskönigin“. Im Herzkasperlzelt finde ich das Publikum und die Auswahl der Bands grandios – da ist es so herrlich urig Münchnerisch drin! Im „Festzelt Tradition“ kann man ganz gemütlich im Biergarten sitzen und das Treiben auf meiner geliebten Oidn Wiesn beobachten. Riesenrad und Krinoline sind für mich genauso ein Muss wie ein Stopp beim Schichtl. Und wenn dann nochmal der kleine Hunger kommt, gönne ich mir meist eine Portion Raclette an einem der Straßenstandln – es gibt nichts Besseres, wenn man einen leichten Suri hat 😉
Was macht die Wiesn für dich besonders – warum gibts des nur in München?
Ich bin schon immer ein Fan von Tracht und Tradition und finde es herrlich, dass auf der Wiesn neben all dem touristischen Wahnsinn auch ganz viel Traditionspflege betrieben wird. Dieses euphorische Gefühl mit dem Duft aus gebrannten Mandeln, dem Durcheinander aus Musik von den Fahrgeschäften und aus den Bierzelten, die Trachten, aber auch die lustigen, bunten Vögel zu Füßen der Bavaria – das geht halt einfach nur in München.
Der letzte Wiesntag?
Ja, da bin ich dann meist doch krank *lach*. Und wenn nicht, dann hüpfe ich für die letzte halbe Stunde noch in ein großes Bierzelt, schnappe mir eine Wunderkerze und singe aus voller Kehle die letzten Lieder mit. Da habe ich jedes Mal Gänsehaut. Und ja, irgendwie bin ich dann auch wieder froh, dass es vorbei ist und ich jetzt ein Jahr lang Zeit habe, mich zu regenerieren … man wird ja schließlich nicht jünger 😉
Liebe Susi, ich danke die von Herzen für deine Zeit. Trotz all dem Stress. Ich wünsche Dir eine fröhliche, friedliche und wunderbare Wiesn und freu mich riesig, wenn wir uns treffen.
Notiz: es ist und bleibt ganz viel Traditionspflege – die Wiesn mit all ihren Facetten gibt’s nur in München – Zeit wird´s, das los geht.