Koppel Sommer

„Ihr habt einen Vogel, aber des ist geil!“

Diesen Satz – in all seinen Facetten habe ich in den letzten 4 Wochen unzählige male gehört. Wenn ich ehrlich bin, ist an dem Satz nix, und schon gleich gar nix, was für mich irgendwie neu ist. Das ich – gemeinsam mit meiner verrückten Familie – einen Knall habe, ist jedem der auch nur einen von uns kennt bewusst. Einzig neu an der jetzigen Situation: es gibt noch mehr Leute, die dabei sind, wenn man eine verrückte Idee hat. Aber von vorne:

I hab a Hobby – as Theater spuin

Mein Opa kam nach russischer Gefangenschaft 1948 in Neubiberg an. Weil seine Frau da war. Irgendwie hat es sie hier hin verschlagen. Nach anfänglichen „Einbürgerungs-Schwierigkeiten“ als Preissn haben sie sich recht schnell eingelebt und bald den Weg in die Volksbühne Neubiberg Ottobrunn gefunden. In jedem guten Bauerntheater braucht es schließlich einen Preissn, den man durchs Dorf jagen kann. Meine Mama ist dann in den Verein reingeboren und irgendwann ich auch. 30 Jahre lang war die Volksbühne meine kreative Heimat, mein geschätztes „Erbe vom Opa“ und mein liebstes Hobby. Jeden Winter habe ich auf den Brettern dieser Bühne verbracht – mal mehr mal weniger und in Schwanger natürlich nicht. Meine Mama hat den Verein 20 Jahre lang geleitet und der Papa – seines Zeichens Rheinländer – war ein gern genommener Preiss nach dem Opa. Die Volksbühne Neubiberg Ottobrunn gibt’s immer noch. Aber wie so oft in Vereinen, verändern sich die Situationen – grade in der Führung. Oder in diesem Fall eher: in der Monarchie. Wenn der selbsternannte Monarch dann auch noch überwiegend narzisstische Züge aufweist, dann kann man sich entweder aufregen und versuchen es zu ändern, oder man muss eben gehen. Weil bei mir so viel Herzblut dranhängt und weil ich eh nicht gerne aufgebe… fällt mir gehen schwer. Ich sitz des aus. Allerdings – bin ich nicht die einzige, die da Schwierigkeiten hat. Und so kam es, dass eine ganze Handvoll „Theaternarrische“ sich zusammen getan haben – und die Idee einer Bühne in Irschenberg „mega toll“ fanden.

Am linken Niederrhein

Die Idee war geboren. Eine Freiluftbühne brauchts in Irschenberg. Was sollen wir auch sonst den ganzen Sommer machen. Schließlich fällt Urlaub, Bierzelt und sonstige Nebengeräusche ja aus. Vor 5 Wochen war ich dann in meiner zweiten Lieblingsstadt neben München, in Köln und habe die bucklige Verwandtschaft in Mönchengladbach besucht. Bucklig übrigens nur, weil da grade alle Schwanger sind. Und da stand sie dann. Zusammengelegt auf Europaletten, Podest auf Podest, Traverse auf Traverse. Die Bühne. Na, und weil sie schon so praktisch zusammen gelegt und abfahrbereit war – hab ich sie gleich nach Bayern verfrachtet. Eine 6 auf 8 Meter Open Air Bühne mit Dach kann man ja immer mal brauchen. Nur um dem Vorurteil bezüglich Frauen und Shopping im Urlaub vorzubeugen: Schuhe hab ich mir keine gekauft!

„Freilich spui i, jawoiiiii!“

Als erstes hab ich den Michi Dietmayr angerufen und der hat genau folgende Worte gesagt: „Ja freilich, ja geil, hey supa, des mach ma!“ Damit war des erste Konzert geklärt. Termin? War für uns alle sofort klar. Dem Opa sein Geburtstag am 5.7.2020 da wäre er 101 Jahre alt geworden. Perfektes Datum für so eine Idee.

Was dann passiert ist, lässt sich in Worten gar nicht beschreiben. Aus einem Konzert wurden in kürzester Zeit sage und schreibe 13! Den ganzen Juli und August ist Musik und Kabarett durch alle Facetten der Kunst bei uns am Irschenberg geboten. „Ob wir noch ganz sauber sind?“ Freilich!

Im Amt mit Würde

Keine Veranstaltung ohne Behördengänge. Nie. Nicht mal, oder grad nicht zu Coronazeiten. Schließlich wollen alle genau wissen, was wir da oben am Berg zu tun gedenken. Wenn auch zu Beginn keiner so richtig eine Idee hatte weil wir alle gemeinsam auf König Markus I. Söder von Bayern aus dem Hause der schlechten Franken gewartet haben – schließlich musste seine Majestät ja Stückchenweise die Veranstaltungen wieder frei geben – ging dann alles ziemlich schnell. Und an dieser Stelle möchte und muss ich unbedingt mal eine Lanze brechen: unsere Behörden und Gemeinden und vor allem deren Mitarbeiter sind gar nicht so schlimm wie ihr Ruf ihnen vorauseilt. Zugegeben seit Karlchen weiß ich bereits, dass die besten Menschen dieser Welt tatsächlich im Rathaus arbeiten können und Beamte sein können. Die letzten Wochen habe ich aber auch bei uns im Landkreis überragende Unterstützung von behördlicher Seite bekommen.

„Irgendwie schwimmen wir alle im trüben Wasser, aber Sie scheinen Durchblick zu haben“

ist nur einer der Sätze, die ich am Telefon gehört habe. Am Ende hat mein Hygienekonzept den Stempel: „gut durchdacht und schlüssig“ bekommen – der Koppelsommer kann endlich losgehen!

Im buddhistischen Standesamt

Die Bühne steht. Licht ist an. Ton kommt aus den Boxen. Es gibt kühle Getränke und bestes Essen. Und die Gäste – die sind auch da. Überschaubar, aber da. Zugegeben. Ein Tag am See bei 30 Grad im Schatten hat bei der momentanen Wetterlage durchaus Vorzüge – aber unsere Künstler haben es verdient, dass sie wieder vor Publikum spielen dürfen. Echten Applaus ernten und lebende Gesichter sehen. Chillig ist es. Würde man auf Neu-Deutsch sagen. Oder halt einfach: „sau-gemütlich“. Decken, Liegestühle, Campingstühle, Strandliegen, Sonnenschirme, Regenschirme und Luftkissen – es war so ziemlich alles am Start, was das Sitzen auf der Wiese gemütlich macht. Und lustig wars auch: vor lauter Freude hat eine unserer verrückten „Ideen-Unterstützerinnen“ aus dem KoppelSommer im Eifer des Gefechts den „KuppelSommer“ gemacht und der Michi Dietmayr wollte vom Statistischen Bundesamt erzählen und hat daraus das buddhistische Standesamt gemacht und zack – passt alles wieder zam…

Am Eingang

Ich hab lang überlegt, ob ich dieses Fass hier aufmachen soll. Aber ganz ehrlich: ein Jahr so ganz ohne Paula wäre doch auch langweilig. Als geübte „Tür“ und weil auch jeder einen Job braucht bei so einem Event, haben sie am Ende mich an die Tür gestellt. Im Nachhinein war des vielleicht nicht die beste Idee. Ihr werdet es nicht glauben, aber es steht wirklich jeden Tag oa Bläda auf! Und selbst wenn es nur 60 Gäste sind – einer, nur ein einziger ist dabei, den brauchst eigentlich nicht.

Ich möchte Euch des kurz auf Bierzelt übersetzen:

Der Service ist gut besucht. Die Leute sind fröhlich und zufrieden. Alle haben ihre Maß vor sich stehen, das Wetter ist super, das Dirndl passt noch und gleich fangt die Musik an zu spielen.

Da kommt noch ein Gast. Der sieht seine Leute schon und rennt direkt auf den Tisch zu. Das an dem Tisch noch einer sitzt, der grad am Klo ist, ist ihm wurscht. Er ist schließlich da und hat natürlich auch erwartet, dass ihm ein Platz freigehalten wird. Er quetscht sich also als 10. Gast auf die Bank. Noch bevor er sitzt schaut er sich schon hektisch nach der Bedienung um. Meine Kollegin und ich stehen direkt neben dem Tisch im Gang und schauen uns das Spektakel an. Von ihr höre ich nur ein ganz leises: „Des traut der sich jetzt nicht!“ und genau in diesem Moment traut er sich, nimmt die Finger in den Mund und pfeift nach uns! Ernsthaft?

Wild fuchtelnd weist er mir den doch immer hin 2,20m langen Weg zu ihm. „Servus, griaß di, wo brennts?“ „Ja zum Trinken brauch ich was. Und zwar Moment ich schaue in der Karte kurz.“ Er lernt die Getränkekarte auswendig – 3 Minuten stille. Die anderen 9 Gäste am Tischen sagen nix und schauen nur verstohlen weg. Die hatten nämlich eigentlich keine Reservierung und wir haben ihnen den Tisch auf die Schnelle frei gemacht. Dann der Gast: „jetzt bringst mir erstmal ein Wasser – und dann schau ich weiter. Und wo ist des Klo?“ Ich erkläre ihm den Weg und geh zur Schänke. Als ich zurück komme ist er natürlich noch nicht wieder da. Ich stell des Wasser auf den Tisch.

Der eigentlich 10. Gast ist aber mittlerweile wieder da. Des wird a Gaudi. Kurze Zeit später kommt auch der WasserGast zurück und macht einen Riesenaufstand, weil er keinen Platz mehr hat. Die Damen werden jetzt alle umgesetzt und müssen zu 7. auf einer Bank platznehmen. Er sitzt auch. Dann pfeift er mich wieder her. „So jetzt zahl ich mal des Wasser – was macht des?“ Ich: „2,50“ Er: „Was ohne Glas? Des ist ja unverschämt! Ist am Klo Trinkwasser?“ Ich: „Kommt drauf an wann du zapfen willst – ob vor oda nacham Bisln!“

 

Noch 12 Konzerte – des san nach meiner Erfahrung noch mindestens 12 Experten im Freigang! Stay tuned!

Häschtäg: Schee, dass so viel verrückte gibt, die mit macha – wer ned da war, hot was verpasst – CSD!

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