O´zapf is

noch 41 Tage – und der Rest von Heute!

Volksfest-Tagebuch Dachau 2019 – der Countdown zur Wiesn.

Heute: Samstag, endlich geht´s los. O´zapft is – auf ein friedliches Volksfest

Volksfestzeit. Endlich geht’s los. Das Zelt steht, der Service ist hergerichtet. Die Spuren von der gestrigen Party sind fast restlos beseitigt. Also zumindest aus dem Zelt. Nicht unbedingt aus den Gesichtern der Gäste und auf keinen Fall aus meinem Körper. Nichts desto trotz. Es kribbelt. Es geht jetzt dann gleich los.

Das Wetter macht heute nicht mit. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

Was mir persönlich jetzt fast ein bisschen entgegenkommt. Denn wenn es regnet, dann muss ich nicht „wandern“ soll heißen, ich muss nicht die 96 Stufen zur Dachauer Altstadt hochlaufen und hinter der Kutsche meines Wirts herdackeln. Der Einzug der Wirte findet ohne Bedienungen statt. Geht auch. Ist nicht ganz so schön anzusehen, aber eine Kleinigkeit, auf die man gut verzichten kann.

Das beste Team der Welt

Und während wir noch warten und uns darauf freuen, dass es gleich los geht und das gleich das erste Bier aus den Zapfhähnen fließt stehen sie schon im Zelt. Die Dachauer Trachtler. Mit ihren schweren schwarzen Mänteln. Ihren hohen Stiefeln und ihren großen Hüten. Und sie Klopfen mit ihren Stöcken auf den Boden. Das hört sich sooo toll an. Zugegeben heute sind einige Stöcke durch Regenschirme ersetzt worden, aber des tut dem Brauch keinen Abbruch. Sie stehen Spalier für die Prominenz. Für Bürgermeister, Stadträte, Brauereichefs und Volksfestverantwortliche. Die erste Blaskapelle geht durch und spielt zum Einzug den Bayerischen Defiliermarsch. Dann kommen die Jager samt Hunden und noch viel mehr andere Trachtler. Frauen in großen Kleidern. Mit großen Hüten. Kinder in Dirndl und Lederhosn. Und gleich tuts zwei Schläge, es schallt durch die Halle „O´zapft is“ und ein Tusch erklingt. Ist des schee. Auf ein friedliches Volksfest!

 

Gäste haben wir natürlich auch. Und weil wir heute in der Box 8 sind, haben wir wieder besondere Gäste. Das hat diese Box so an sich. Da sitzen nicht die „normalen“ Gäste. Zumindest nicht wenn die Paula da arbeitet. Da sitzen dann immer Spezialisten. Das ist im Übrigen keines Falls negativ gemeint. Ich habe nämlich wunderbare Menschen kennengelernt, eben weil die damals in der Box 8 waren. Freu ich mich heute noch drüber.

Bei uns geht erstmal nicht so viel los. Erste Reihe vor der Musik, da sitzen die Kapellen und deren Familien. Die Essen und Trinken gemütlich. Natürlich mit Bierzeichen. Und Hendlmarken. Aber in Stress kommen wir erstmal noch nicht.

Am Abend sieht das dann schon anders aus. Die Box ist ausreserviert und die erste Reihe vor der Musik ist ziemlich schnell voll. Also los geht’s. Voll gas. Alle haben Hunger. Mein Glück: die Box macht eine Rechnung. Ich muss also nicht jedes Essen einzeln kassieren. Das erspart mir ziemlich viel Rechnerei, aber vor allem spart es Zeit. Jede Menge Zeit. Nichts desto trotz: du kannst nicht alle sofort zufriedenstellen. Das geht einfach nicht. Oana spinnt immer!

Es trug sich also an diesem ersten Volksfesttag folgendes zu:

Ich geh durch die Reihen und nehme die Essensbestellungen auf. Wir haben in Dachau 4 Stationen Küche. Das bedeutet, die Bedienung muss ich 4-mal anstellen. Bekanntlich wird bei so großen Gruppen die Speisekarte rauf und runter bestellt. Also ziemlich sicher kann ich mich überall anstellen um das Essen für meine Gäste zu holen. Tischweise Essen ist in diesem Fall fast unmöglich und würde unendlich lang dauern. Also sortiere ich die Bestellungen nach Küche. Erst Hendl, dann Würstl und Rollbraten, dann warme Küche, dann kalte Küche. Oder je nach dem, wo die Schlange am kürzesten ist. Normal bringe ich ca. 10 Essen auf einmal raus. Das kann ich gewichtstechnisch gut tragen und die Chance das noch Schweinebratensoße auf dem Teller ist, ist relativ groß. Einzige Ausnahme: Pfandl und Ente. Die werden in Eisenpfannen serviert und bei 8 Eisenpfannen auf dem Schlitten ist in Boxe 8 mein körperliches Soll erfüllt. Weil der Weg weit ist. Und weil die Pfandl schwer sind.

Immer des G´schiss mit dera Elly

Nach dem ich schon ein paar Runden gelaufen bin, komme ich dann mit 7 Pfandl und einem Schweinebraten in meiner Box an. Verteil alles. Einer der Tische ist bis auf ein Essen komplett. Es fehlt eine ¼ Ente. Bei anderen fehlen noch Hendl, Rollbraten und Schweinswürstl. Die Dame mit der Ente schreit schon hysterisch, ob ihre Ente vergessen habe. Ich zeige auf meinen vollen Schlitten und sage: „Nein, hab ich nicht vergessen. Schlitten war schon voll.“ Sie ist schon sichtlich genervt. Ich noch nicht. Zurück in der Küche, ist die Schlange an der Ente-Front ziemlich lang. Plane ich um und hole erst die fehlenden 14 Hendl. Die passen auf einen Schlitten. Zurück in der Box, die Hendl verteilt, bin ich schon fast wieder auf dem Weg in die Küche um die Ente zu holen, springt die Gute aus der Hintersten Ecke auf, jumpt durch die Box und schreit mich an: „nur weil ich ganz hinten sitze, habe ich trotzdem das Recht bedient zu werden. Sie bringen mir jetzt gefälligst meine Ente und zwar Pronto!“ Ähm ja, wenn Sie dann endlich aufhören, mich anzuschreien und mich gehen lassen, dann hole ich die Ente. Gesagt getan. Rollbraten, Schweinswürstl und Ente aufgeladen zurück in die Box. Verteile alle. Dann such ich die Frau für die Ente. Geh an den Tisch. Sagt ihr Sitznachbar: „Die Ente ist für die Elly, die ist aber grade am Klo. Stellens des Dings einfach her!“ Ich kann mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Immer des g´schiss mit dera Elly!

Alle abgefüttert. Dann kommen ein paar Nachzügler. Und mit denen die Spezialaufträge:  Schweinswürstl mit Bratensoße. Schweinebratenkruste ohne alles. Käsespätzle mit Salatdressing. Rinderbraten mit Couscous-Salat. Meinetwegen. Ich mach des alles. Mir soll des Recht sein. Warum auch nicht. Mein Küchenchef ist sich glaube ich nicht ganz sicher, ob ich noch alle Tassen im Schrank hab. Jedes Essen einzeln. Nur Spezialwünsche. Wir haben unsere Gaudi in der Küche. Die Gäste sind Happy. So soll es sein.

Oh, schon halb 10. Mag noch jemand Apfelstrudel? Klar. Immer her damit.

Jetzt hat die Küche endlich zu. Jetzt gibt’s nix mehr zu essen. Nur noch Bier und das bring ich jetzt auch. 6 Maß hier, 5 Radler da und bitte ein Wasser. Ein was? Ein Wasser. Noch jemand Wasser, Cola, Apfelschorle? Nein. Sicher nicht? Nein. Die Kolleginnen noch schnell gefragt, ob jemand AfG braucht. – warum? Weil der Weg weit ist zu den Alkoholfreien Getränken. Da rennst du wegen einer Flasche Wasser durchs ganze Zelt. Da ist es sinnvoll zu „sammeln“. Aber es braucht niemand was. Renn ich also los. Hol des Wasser. Und wie immer – dann will der nächste. Und der nächste. Und der nächste. Alle einzeln. Jeder für sich. Hier ein Wasser, da eine Apfelschorle. Kein Problem. Sehr gerne.

 

Schau her, wer kommt denn da? Meine Lieblingsgäste aus Box 8. Großes Hallo. Wie sehr ich mich freue. Jedes Jahr wieder. Auch wenn der Anfang etwas schwierig war. Jetzt ist es dafür um so schöner Euch zu sehen. „Zeit für a Weißbier? Nein, heute leider nicht, aber die Tage bestimmt mal. Weißt, ich arbeite heute in Box 8“ grinse ich und er weiß schon was ich meine, lacht, nimmt seine Freundin an der Hand und wir verabreden uns für ein Weißbier in den nächsten Tagen.

 

Der erste Samstag ist geschafft. Meine Knochen brennen. Die Muskeln auch. Der Kopf dröhnt. Und es ist soooo schön!

 

Notiz: Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger – ein Lob ist das schönste Kompliment – i g´frei mi auf a Weißbier

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