Oiweida

Teil 2 – hier gehts zum ersten Teil

Eine Wiesngeschichte über die, die immer da sind. Über Wiesn-Dauerbesucher, Stammgäste, Täglich-Geher und den Einlass-Wahnsinn an der Tür. Hier der 2. Teil

Die „Ich-muss-noch- wo-anders-hin“

Ein Phänomen der Neuzeit sind diejenigen, die an einem Wiesntag drei oder mehr Einladungen haben UND alle annehmen. Also zumindest so tun als ob. Soll heißen, die schauen bei jeder Einladung kurz vorbei, sagen Grüß Gott, trinken – was auch immer grade zur Verfügung steht – und gehen zum nächsten Event. Kommen überall zu spät. Sind nirgends richtig und machen das aber jeden Tag. Ganz ehrlich? Mir wäre des zu anstrengend. Allein schon die Rennerei von Zelt zu Zelt. Wahnsinn. Und kaum bist angekommen, rennst schon wieder los. Wo bleibt denn da die Gemütlichkeit? Faszinierend finde ich allerdings: jeder einzelne kommt mindestens vorher, wenn nicht auch noch nachher auf a schnelle Schaumige in den Bratwurstgarten. Des finde ich des unglaublichste überhaut. Weil des ja quasi noch ein Termin „on Top“ ist. Nach der „Press-Schaumigen“ stehen die völlig abgehetzt bei mir an der Tür und erzählen mir, dass sie jetzt noch zu 4 anderen Einladungen müssen und sie eigentlich gar nicht weg wollen, weil bei uns „is so schee und so gemütlich und koana nervt mich.“ Ja Himmiherrgottsackelzement – dann bleib hoit da. Manchmal am Abend, da läuft des dann aber bei uns genau andersrum. Da kommen dann die, deren 4. Termin bei uns im Zelt sitzt. Die haben dann noch kein Bandl am Arm, wollen auch nur schnell „Hallo“ sagen, bekommen natürlich keinen Eintritt, müssen dann anrufen und ZACK – mindestens 4 Leute sind jetzt genervt! Also der, der eingeladen hat. Der, der vor der Tür steht und nicht reinkommt. Der Türsteher, der den nicht reinlässt. Und – vor allem Ich. Weil dieser Typ kein Verständnis hat, dass ich ihn nicht rein lasse. Weil unser Zelt voll ist. Weil jeden Abend, an jedem Tisch nur 5-10 Leute schnell rein wollen um Hallo zu sagen. Wenn´s nur einer pro Tisch wäre, dann wären es immer noch 64 Leute zu viel im Zelt. Verständnis? Fehlanzeige! Aber gut. So ist das. Jedenfalls wird diese oben beschriebene Spezies nur noch von denen getoppt, die als Gastgeber an einem Abend mehrere Tische in verschiedenen Zelten haben! Was das bedeutet, muss ich Euch vermutlich nicht erklären. Stellt Euch nur die Situation: ZAHLUNG vor! Mega.

Ganz ehrlich – machts euch doch nicht so einen Stress. Lasst es ein bisschen ruhiger angehen. Habt´s alle mehr davon. Und Hand auf´s Herz: bei wie vielen der 5 Einladungen pro Wiesntag seid ihr wirklich anwesend? Also ich meine nicht nur physisch?

 

Die Ritual-Wiesn-Gänger

Die landläufige Meinung ist ja, dass man einfach auf die Wiesn fährt, eine Runde spazieren geht und sich dann in ein Zelt setzt, isst und trinkt. Kann man so machen, muss man aber nicht. Nicht wenige Dauer-Wiesn-Gänger habe tägliche Rituale auf der Wiesn. Das Beginnt mit der Fahrt auf die Wiesn. Die Einen müssen U-Bahn fahren, die Anderen gehen zu Fuß – aber bei denen mit Ritual, da ist es immer genau der gleiche Weg, egal ob gefahren oder gegangen. Weiter geht’s dann mit immer wiederkehrenden Handlungen auf der Wiesn. Also, ich meine nicht so einfache Dinge wie Bier bestellen, trinken, neues bestellen. Sondern besondere Rituale: der tägliche Esslöffel Eierlikör, der dem Hals und der Stimme guttut. Das tägliche Begrüßungs-Bussl bei der Lieblingsbedienung. Die tägliche Portion Magenbrot am besten Nuss-Standl der Wiesn. Der Cappucchino aus der Tasse beim Käfer. Und last but not least – der Heimweg-Absacker. Da die Bratwurst so praktisch am Wiesnausgang liegt, eine halbe Stunde länger auf hat wie die anderen Zelte, deswegen bekomme ich an der Tür dieses Ritual so besonders deutlich mit. Zugegeben, des mit dem Eierlikör natürlich auch – schließlich wird der bei mir abgeholt. Jetzt mag der Ein oder Andere vielleicht denke: so ein Schmarrn, des brauchts doch wirklich nicht! Ich kann euch aber sagen: genau des brauchts! Diese Rituale. Die Kleinigkeiten, die den Wiesntag so besonders machen. Und wenn auch irgendeinem Grund mal eins der Rituale nicht hingehauen hat, dann kann der Tag so sein wie er will, dann Fehlt was. Dann stimmt was nicht. Und dann werden sie krank. Die Ritual-Wiesn-Gänger.

 

Die Ich-bin-immer-da

Ich erzähle ja bereits die ganze Zeit über Gäste die jeden Tag auf die Wiesn gehen. Die immer da sind. Aber eine ganz besondere Spezies ist die „ich bin immer da“ Spezies. Das sind die, die nicht nur immer und jeden Tag da sind. Sondern die auch immer und jeden Tag präsent sind. Weil sie jedem Einzelnen „Grüß Gott“ sagen. Weil sie immer den gleichen Platz haben. Weil sie immer zur gleichen Uhrzeit kommen. Weil sie im Prinzip alle vorher genannten Wiesn-Typen in sich vereinen. Wie sie Champagner trinken und Wein und Bier und Rituale haben und weil es sofort auffällt, wenn sie mal nicht da sind. Allerdings gibt es an diesen Gästen eine Besonderheit: für die gelten ein paar Regeln einfach anders als für andere. Weil sie ja immer da sind, weil sie jeder kennt. Weil die einfach aus Prinzip kein Einlass-Bändchen tragen. Nie. Gar nicht. Nicht mal unter Androhung von Gewichtsüberprüfung oder Champagner-Verbot. Ihr glaubt das gibt es nicht? Doch! Gibt es. Ein paar solcher Spezialisten haben wir bei uns. Es sind nur ganz wenige und ein äußerst erlesener Kreis – aber ohne die wäre die Bratwurst nicht was sie ist. Und weil sie so besonders sind, werden sie eben auch besonders „bemuttert“. Das ist keines Falls böse gemeint, nein, ganz im Gegenteil. Für die sammeln wir an der Tür die Bändchen. Für stellen wir den Champagner schon ein, bevor sie da sind. Für die spielt die Band ein Liedchen – EXTRA. Und – deren Tisch-Gäste kennen wir so gut, dass wir ihnen das Bändchen verteilen abnehmen. Allerdings: nicht ohne, dass wir am Ende der 16 Tage unseren Spaß haben an der ganzen Geschichte! Da steht dann am letzten Abend eine Champagner Falsche auf dem Tisch, deren Flaschenhals mit den gesammelten Werken „Einlassbändchen“ aus 16 Tagen Wiesn geschmückt ist. Jedes einzelne Band, was sie selbst nicht getragen haben! Warum? Weil wir´s können.

Koana von Euch derf fehlen

Ihr wunderbaren Gäste alle zusammen – es ist herrlich, dass es Euch gibt. Jeden Einzelnen. Mit all Euren Macken und Vorzügen. Ihr macht unsere Wiesn jeden Tag auf´s neue zu dem was sie ist: ein großes Familienfest mitten in der Stadt, was es so nur und ausschließlich in München gibt. Danke! Für 16 Tage durchhalten. Für keine Diskussionen. Für Cappuccino aus Tassen. Für Fischsemmeln. Für gebrannte Mandeln. Für Halswehtabletten. Für liebe Worte. Für einen kleinen Ratsch. Für die Gaudi bei der Gewichtsüberprüfung! Ihr seid einer der Gründe, warum wir alle uns auf nächstes Jahr freuen!

 

Notiz: Ruinierer in Rosa – ihr bekommt ein eigenes Kapitel – nicht alles gold was glänzt!

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